INF-Abrüs­tungs­vertrag: Russ­lands offi­zielle Reaktion auf Vor­würfe der Nato

Bei ihrer Pres­se­kon­ferenz am Mittwoch hat die Spre­cherin des rus­si­schen Außen­mi­nis­te­riums zu einer Rede des Nato-Gene­ral­se­kretärs Stol­tenberg Stellung genommen. Stol­tenberg hatte Russland auf­ge­fordert, wieder zu Ver­hand­lungen über den von USA gekün­digten INF-Vertrag zurückzukehren. 
Solche Reden sind als reine Pro­pa­ganda für das west­liche Publikum zu werten, denn es waren die USA, die den Vertrag gekündigt haben, und es war Russland, dass mona­telang Ver­hand­lungen gefordert hat, nur haben die west­lichen Medien darüber nie berichtet. Und wer kein Rus­sisch ver­steht, hat davon noch nie gehört, obwohl es in den rus­si­schen Medien ein Dau­er­thema ist. Ich habe daher die offi­zielle Reaktion Russ­lands auf Stol­ten­bergs Rede über­setzt.
Beginn der Übersetzung:
Wir weisen darauf hin, dass der Chef der NATO in einer öffent­lichen Rede zum Thema INF-Vertrag Russland wei­terhin eine „Ver­letzung“ des Ver­trages vor­wirft und die rus­sische Seite auf­fordert, „poli­ti­schen Willen zu zeigen und zur Ein­haltung des Ver­trags zurück­zu­kehren, um ihn zu retten“. Es sieht so aus, als wenn wir solche Äuße­rungen bis zum 2. August noch öfter hören werden. Am 2. August treten die Ver­ei­nigten Staaten aus dem Vertrag aus, was ihn end­gültig zer­stören wird. Wir ver­stehen nicht, was Russland damit zu tun hat. Durch die Wie­der­holung von Vor­würfen gegen unser Land ver­suchen die NATO-Ver­treter, wie wir es ver­stehen, Washington dabei zu helfen, die wahren Ursachen der Kün­digung der INF-Ver­trages zu ver­schleiern und die Auf­merk­samkeit von den wahren Absichten der ame­ri­ka­ni­schen Seite abzu­lenken, indem sie diese Absichten mit solchen Kom­men­taren und Aus­sagen hinter einem Pro­pa­ganda-Schleier verbirgt.
Am 4. Juni gab der Gene­ral­se­kretär der Allianz, Jens Stol­tenberg, eine weitere der­artige Erklärung ab. In diesem Zusam­menhang möchte ich Sie daran erinnern, dass Russland alles getan hat, um den Vertrag zu retten. Wir haben Washington eine Reihe rea­lis­ti­scher Maß­nahmen auf der Grundlage gegen­sei­tiger Trans­parenz ange­boten, um die gegen­sei­tigen Vor­würfe zu besei­tigen, ein­schließlich der lang­jäh­rigen rus­si­schen Bedenken, die offi­ziell an die Ame­ri­kaner wei­ter­ge­geben wurden und über die wir immer wieder öffentlich gesprochen haben. Wie Sie wissen, wurden jedoch alle rus­si­schen Initia­tiven abge­lehnt. Washington hat sich nicht nur geweigert, sich mit den Fragen der Ein­haltung des INF-Ver­trages zu befassen, sondern hat sich auch geweigert, an der Prä­sen­tation des rus­si­schen Rake­ten­systems teil­zu­nehmen, dass angeblich gegen den Vertrag ver­stößt. Alle, die sich für dieses Thema inter­es­sierten, hatten die Mög­lichkeit, an der ent­spre­chenden Prä­sen­tation teil­zu­nehmen. Dort waren Experten und Spe­zia­listen, die bereit waren, auf alle Fragen zu ant­worten. Ich möchte Sie auch daran erinnern, dass Washington seinen Ver­bün­deten ver­boten hat, zu der Prä­sen­tation zu kommen.
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Wenn also der NATO-Gene­ral­se­kretär tat­sächlich für den Erhalt des INF-Ver­trages ist, wäre es logisch, wenn er zunächst die ame­ri­ka­nische Seite auf­rufen würde, an den Ver­hand­lungs­tisch zurück­zu­kehren und sich mit der Krise um den Vertrag sub­stan­ziell auseinanderzusetzen.
Ende der Übersetzung
Wenn Sie sich dafür inter­es­sieren, wie Russland auf die Fragen der inter­na­tio­nalen Politik blickt, dann sollten Sie sich die Beschreibung meines Buches ansehen, in dem ich Putin direkt und unge­kürzt in langen Zitaten zu Wort kommen lasse. Das Buch ist hoch­ak­tuell, denn dort werden unzählige Äuße­rungen Putins aus dem Jahr 2018 und früher zitiert, in denen er zu solchen Ver­hand­lungen über Abrüs­tungs­ver­träge auf­ge­rufen hat.

Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“