Eulen­spiegel — Wie der seine Leser Spiegel über den aus­ge­dachten Ukraine-Skandal “infor­miert”

Was der Spiegel derzeit rund um den soge­nannten „Ukraine-Skandal“ ver­an­staltet, kann man nur noch als „Irrenhaus“ bezeichnen. Am Mittwoch und Don­nerstag war diese Sache Thema in ca. 20 Artikeln bei Spiegel-Online Das ist objektiv nur als „mediale Hys­terie“ zu bezeichnen.
Die Spiegel-Leser werden mit einem wohl nie dage­we­senen Dau­er­feuer bom­bar­diert, wobei der Witz ist, dass es in diesen Tagen genau zwei Neu­ig­keiten gab, die den Spiegel ver­an­lasst haben, eine solche Unmenge an Artikeln zu pro­du­zieren: Nachdem am Freitag bekannt geworden ist, dass ein Whist­le­b­lower angeblich belas­tende Infor­ma­tionen gegen Trump gemeldet hat, hat Trump am Mittwoch das Gesprächs­pro­tokoll des Tele­fo­nates mit dem ukrai­ni­schen Prä­si­denten Selensky ver­öf­fent­licht (Neu­igkeit Nummer Eins) und nachdem die toll­wütige Hektik bei den US-Demo­kraten auch danach nicht auf­gehört hat, wurde auch noch der Bericht des Whist­le­b­lowers ver­öf­fent­licht (Neu­igkeit Nummer Zwei).
Ich werde hier nicht auf diese Dinge im Detail ein­gehen, sondern werde ver­linken, wo Sie die wich­tigsten Hin­ter­gründe und Details finden können, wenn Sie sie nach­lesen wollen. Danach möchte ich auf die unglaub­liche Pro­pa­ganda-Kam­pagne des Spiegel ein­gehen und einige der Artikel zusammen mit Ihnen näher anschauen.
Die Hin­ter­gründe des „Ukraine-Skandals“ finden Sie hier, die Über­setzung des Gesprächs­pro­to­kolls des Tele­fo­nates finden Sie hier und eine Zusam­men­fassung des Whist­le­b­lower-Berichtes finden Sie hier (er war zu lang und zu büro­kra­tisch geschrieben, um ihn zu über­setzen, aber natürlich ist er in dem Artikel im Ori­ginal ver­linkt und jeder Leser kann über­prüfen, ob meine Zusam­men­fassung treffend und voll­ständig ist).
Der Spiegel hat zu dem Thema am Mittwoch und Don­nerstag so viel ver­öf­fent­licht, dass ich nicht hinter her­ge­kommen bin, jeden Artikel einzeln öffentlich zu ana­ly­sieren. Dass der Spiegel bei dem Thema offen und nach­prüfbar lügt, habe ich hier an einem aktu­ellen Spiegel-Artikel nach­ge­wiesen. Das war wohl selbst dem Spiegel zu dick auf­ge­tragen, jeden­falls hat er den betref­fenden Artikel danach ver­ändert und die offen­sicht­liche Lüge bear­beitet, ohne jedoch den Leser auf die Ver­än­derung des Artikels hin­zu­weisen, wie ich hier auf­ge­zeigt habe.
Das hin­derte den Spiegel nicht daran, in gleicher Manier fort­zu­fahren und seine Leser bewusst zu des­in­for­mieren. Dass der Spiegel es besser weiß, zeigt sich ja daran, dass er min­destens einen Artikel geändert hat, ohne jedoch die fal­schen Aus­sagen für jeden sichtbar richtig zu stellen, er wie­derholt die Unwahr­heiten sogar wei­terhin, wie wir noch sehen werden.
Am Mittwoch wurde das Gesprächs­pro­tokoll des Tele­fo­nates zwi­schen Trump und Selensky ver­öf­fent­licht. Der Spiegel titelte sofort: „Gesprächs­pro­tokoll ver­öf­fent­licht – Trump for­derte von Selenskyj Ermitt­lungen zu Biden„. Das stimmt nur bedingt, Trump hat nämlich bei Selensky offene Türen ein­ge­rannt, wie man im Pro­tokoll lesen kann. Das ver­wundert nicht, denn es ist ein innen­po­li­ti­sches Thema in der Ukraine, es geht um Kor­ruption unglaub­lichen Aus­maßes unter Poro­schenko, gegen den bereits mehr als zehn staats­an­walt­liche Ver­fahren laufen.
Über die Vor­ge­schichte schreibt der Spiegel dann:
„Bei Trumps Erwähnung von Biden geht es um frühere Geschäfte von dessen Sohn Hunter in der Ukraine. Biden soll seinen Sohn damals als Vize­prä­sident vor Kor­rup­ti­ons­er­mitt­lungen geschützt haben, indem er die Ent­lassung eines Staats­an­walts ver­an­lasste. In dem Tele­fonat mit Selenskyj sagte Trump demnach, es wäre gut, „wenn sie das prüfen könnten … es klingt für mich schrecklich“. Biden weist die Vor­würfe als gegen­standslos zurück.“
Schön, dass Biden die Vor­würfe zurück­weist. Der Spiegel ver­schweigt aber die Wahrheit, die Sie in dem oben ver­linkten Artikel über die Hin­ter­gründe im Detail nach­lesen können. Hier nur so viel: Biden, der alle Vor­würfe zurück­weist, hat sich selbst öffentlich ganz stolz damit gebrüstet, die Ent­lassung des Staats­an­walts durch­ge­setzt zu haben, indem er der Ukraine die Pistole auf die Brust gesetzt hat: Wenn der Staats­anwalt nicht binnen sechs Stunden gefeuert wird, wird eine Mil­liarde US-Dollar nicht an die Ukraine ausgezahlt.

Und genau diese Infor­mation ver­heim­licht der Spiegel seinen Lesern wei­terhin kon­se­quent. Das zieht sich durch alle Artikel im Spiegel.
Wie gesagt, Sie können das Gesprächs­pro­tokoll des Tele­fo­nates nach­lesen, auch das ist oben ver­linkt. Dort kann man klar nach­lesen, dass Trump nichts gefordert hat, keine Gegen­leis­tungen ver­sprochen oder in Frage gestellt hat, sondern dass Selensky und Trump in der Frage der Ermitt­lungen völlig einer Meinung waren. Trotzdem titelte der Spiegel am Mittwoch in einem wei­teren Artikel: „Reak­tionen zu Gesprächs­pro­tokoll – Demo­kraten sprechen von Mafia-Methoden – Trump sieht sich ent­lastet
Obwohl alles längst öffentlich ist, hofft der Spiegel, dass seine Leser das Gesprächs­pro­tokoll nicht lesen und schreibt daher im Konjunktiv:
„Trump bestritt erneut, Druck auf Selenskyj aus­geübt zu haben. „Es gab keinen Druck“, sagte er in New York. Das gehe aus dem vom Weißen Haus ver­öf­fent­lichten Gesprächs­pro­tokoll klar hervor. Erneut stellte sich Trump als Opfer dar. „Es ist die größte Hexenjagd in der ame­ri­ka­ni­schen Geschichte.““
Gerade so, als sei das nur eine Behauptung Trumps und nicht der tat­säch­liche Inhalt des Pro­to­kolls. Dann kann man im Spiegel lesen:
„Der Vor­sit­zende des Geheim­dienst­aus­schusses der Par­la­ments­kammer, Adam Schiff, bezeichnete das Pro­tokoll als Beweis dafür, dass Trump den Ukrainer „mafia­mäßig erpresst“ habe. Trumps Aussage, dass die USA so viel für die Ukraine täten und nun einen Gefallen dafür erwar­teten, habe Selenskyj nicht miss­ver­stehen können. „So spricht ein Mafia-Boss“, sagte Schiff.“
Dabei war es exakt umge­kehrt. Selensky hatte Trump aus­führlich für die Hilfe der USA gedankt, ohne von Trump dazu auf­ge­fordert worden zu sein. Und erst danach hatte Trump gesagt: „Ich möchte, dass Sie uns einen Gefallen tun, weil unser Land viel durch­ge­macht hat und die Ukraine viel darüber weiß. Ich möchte, dass Sie her­aus­finden, was mit dieser ganzen Situation mit der Ukraine pas­siert ist
Das ist eine berech­tigte Frage. Von Druck jedoch keine Spur. 
Dass das tat­sächlich so ist, kann man dann auch indirekt in dem gleichen Spiegel-Artikel lesen:
„Ein füh­render Demokrat im Senat, Chuck Schumer, erklärte, mit der Ver­öf­fent­li­chung von nur einem Gesprächs­pro­tokoll seien die Vor­würfe nicht ausgeräumt.“
Die Frage ist, um welche Vor­würfe es noch gehen soll, denn außer dem Inhalt des Tele­fo­nates gab es keine. Aber es klingt so, als wäre da noch mehr.
Am Don­nerstag ging es in gleicher Manier beim Spiegel weiter. Unter der Über­schrift „Ukraine-Skandal – Trump wehrt sich – und macht es noch schlimmer“ erschien ein Artikel, der nur als Pro­pa­ganda zu bezeichnen ist.
In end­losen Absätzen beschreibt der Spiegel nur, wie „fahrig und müde“ Trump angeblich bei seinem Auf­tritt bei der UNO war, aber es gibt rein gar keine Fakten in dem Artikel. Es geht nur darum, durch For­mu­lie­rungen ein nega­tives Bild von Trump zu erzeugen. Das klingt beim Spiegel so:
„Donald Trump ist frus­triert. (..) So ein Undank. Finster blinzelt der US-Prä­sident übers Podium eines Ball­saals in Manhattan.“
Und mit Absätzen wie diesem wird ein fal­scher Ein­druck erzeugt:
„Fest steht bisher: Trump drängte den ukrai­ni­schen Prä­si­denten Wolo­dymyr Selenskyj, belas­tendes Material über Joe Biden zu finden, seinen poten­zi­ellen Rivalen im kom­menden Wahljahr – ein mög­licher Verstoß gegen die Gesetze und den Amtseid. Trump gibt das inzwi­schen offen zu, tut aber so, als wäre es völlig legitim.“
Fest steht das ganz und gar nicht. Es geht nur um Ermitt­lungen der ukrai­ni­schen Staats­an­walt­schaft, die Papa Joe Biden durch seine Erpressung der ukrai­ni­schen Regierung beendet hat. Trump bat – wie gesehen – nur um Ermitt­lungen. Wenn Biden junior nichts unrechtes getan hat, hat er auch nichts zu befürchten. Und das gibt Trump nicht „inzwi­schen offen zu„, das hat er immer gesagt und schon vor Monaten gefordert, wie Sie hier nach­lesen können.
Und der Link, den der Spiegel unter „belas­tendes Material über Joe Biden“ gesetzt hat und damit dem Leser den Ein­druck ver­mitteln will, er führe zu den Beweisen dafür, dass Biden unschuldig ist, führt zu einem wei­teren Spiegel-Artikel von Mittwoch, den Ben­jamin Bidder geschrieben hat. Bidder ist mir schon bei meiner Arbeit an meinem Buch über die Ukraine-Krise 2014 als einer schlech­testen Jour­na­listen über­haupt auf­ge­fallen, wenn es um die Ukraine und Russland geht.
Aber dieser Artikel von ihm ist nicht einmal schlecht. Bidder schreibt weit­gehend wahr­heits­gemäß über die Kor­rup­ti­ons­er­mitt­lungen gegen den dama­ligen Arbeit­geber von Biden junior, den ukrai­ni­schen Gas­konzern Burisma, aber er ver­sucht in seinem Artikel jeden Zusam­menhang zwi­schen Burismas Machen­schaften und Biden junior abzustreiten.
Schwamm drüber, der Artikel von Bidder wurde in dem vorher genannten Spigele-Artikel ver­linkt, um zu zeigen, dass nichts dran ist an den Vor­würfen gegen Biden und seinen Sohn. Und daher schreibt Bidder in seinem Artikel pflichtschuldig:
„Die Bidens hatten darauf aller­dings keinen Ein­fluss. Trumps Anwalt Rudy Giu­liani behauptet zwar, Joe Biden habe den Ukrainern 2016 gedroht, die Freigabe von US-Hilfen über eine Mil­liarde Dollar zu ver­weigern – sofern nicht der Gene­ral­staats­anwalt gefeuert werde, der im Fall Burisma ermit­telte. Glaub­würdig ist das nicht.“
Nicht glaub­würdig? Schauen Sie sich einfach nochmal das oben ver­linkte Video an.
Aber der Spiegel scheint gelernt zu haben. Oben habe ich erwähnt, dass der Spiegel bei dem Thema bereits nach­weislich gelogen hat und sogar seinen Artikel heimlich ändern musste.
Anscheinend will Bidder ver­meiden, dass das nochmal pas­siert. Also fügte er noch hinzu:
„Biden hatte dem dama­ligen ukrai­ni­schen Prä­si­denten Petro Poro­schenko zwar tat­sächlich eine mit sechs Stunden sehr knapp bemessene Frist gesetzt, um den dama­ligen Gene­ral­staats­anwalt Wiktor Schokin zu feuern. Auf dessen Ent­lassung hatten zuvor aller­dings über Monate alle west­lichen Ver­bün­deten der Ukraine gedrungen, nicht nur die USA, sondern auch die Europäer und vor allen Dingen der Inter­na­tionale Wäh­rungs­fonds (IWF). Der Grund war aller­dings nicht, dass Schokin Kor­rup­ti­ons­er­mitt­lungen wie behauptet zu forsch vor­an­ge­trieben hätte.“
Wie ich hier aus­ge­führt habe, ist die Aussage schlicht falsch. und unwahr. Schokin hat ermittelt. Der danach auf Druck von Biden ein­ge­setzte neue Gene­ral­staats­anwalt Lut­senko hat in seinen über drei Jahren im Amt alle Kor­rup­ti­ons­er­mitt­lungen beendet und keine neuen Ver­fahren mehr eröffnet. Was genau hat man also Schokin vor­ge­worfen? Und dass Schokin selbst mit­teilt, er sei wegen seiner Ermitt­lungen gegen Burisma gefeuert worden, die Lut­senko dann ein­ge­stellt hat, berichtet Bidder gar nicht. Dabei konnte man es gerade erst wieder in der New York Times lesen:
„Während Mr. Lut­senko zunächst eine harte Position gegenüber Burisma ein­ge­nommen hat, hat Burisma, nachdem er zehn Monate im Amt war, mit­ge­teilt, dass Herr Lut­senko und die Gerichte alle „anhän­gigen straf­recht­lichen Ermitt­lungen“ (…) „voll­ständig geschlossen“ haben.“
Aber die Dinge haben sich schnell ent­wi­ckelt und schon am Don­nerstag wurde auch der Bericht des Whist­le­b­lowers veröffentlicht.
Der Bericht hatte aller­dings kei­nerlei Aus­sa­ge­kraft. Der Bericht gibt den Inhalt des Tele­fo­nates korrekt wieder, behauptet aller­dings, Trump habe Druck auf Selensky aus­geübt, was die Mit­schrift des Tele­fo­nates jedoch nicht bestätigt. Ansonsten besteht der Bericht aus einer chro­no­lo­gi­schen Anein­an­der­reihung längst bekannter Pres­se­mel­dungen aus Medien und von Regierungsstellen.
Der Spiegel titelte statt­dessen am Don­nerstag: „Beschwerde ver­öf­fent­licht – Whist­le­b­lower-Bericht unter­mauert Vor­würfe gegen Trump in Ukraine-Affäre
Das fand ich inter­essant und war neu­gierig, worin denn diese „Unter­mauerung“ bestehen soll. Der Spiegel schrieb:
„US-Prä­sident Donald Trump hat nach Ein­schätzung des anonymen Geheim­dienst­mit­ar­beiters eine „Ein­mi­schung“ aus dem Ausland bei der Wahl 2020 ange­strebt. Auch mehrere füh­rende Mit­ar­beiter des Weißen Hauses hätten das Tele­fonat Trumps mit Selenskyj der Beschwerde zufolge als bedenklich eingeschätzt“

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In der Tat steht das so in dem Bericht. Und der Spiegel zitiert dies und noch weitere Dinge korrekt aus dem Bericht.
Problem: Die Mit­schrift des Gesprächs war schon einen Tag vorher ver­öf­fent­licht worden und daraus geht – ich wie­derhole mich – ein­deutig hervor, dass Trump kei­nerlei Druck auf Selensky aus­geübt hat. Da ist es inzwi­schen völlig egal, was der unbe­kannte Whist­le­b­lower für „Ein­schät­zungen“ abgibt. Die Fakten sind bekannt.
Was wie Real­satire klingt, ist wirklich die Bericht­erstattung des Spiegel zu dem Fall:
„Das Papier erhöht den Druck auf Trump. Er selbst hat die Vor­würfe zurück­ge­wiesen. Er spricht von einer Hexenjagd.“
Nochmal: In dem Bericht steht nichts drin, was nicht zum Zeit­punkt seiner Ver­öf­fent­li­chung schon bekannt gewesen wäre: Das Tele­fonat war ver­öf­fent­licht und ansonsten bestand der Bericht aus Zitaten aus alten Pres­se­mel­dungen. Ich war selbst über­rascht, wie banal der Bericht in Wahrheit ist. Und noch über­raschter ist man, wenn man liest, was der Spiegel daraus macht!
Aber es folgte ein wei­terer Spiegel-Artikel am Don­nerstag, diesmal war die Über­schrift „Whist­le­b­lower vs. Donald Trump – Neun Seiten poli­ti­scher Spreng­stoff
Auch darin wieder keine echten Fakten. Statt­dessen darf ein Spiegel-Redakteur Dinge schreiben wie:
„Es umfasst neun dicht beschriebene Seiten mit Fuß­noten und Anhang, es wirkt sehr detail­liert und ist offen­kundig von jemandem ver­fasst worden, der eng an das Weiße Haus ange­bunden ist. (…) Was die Sache außerdem brisant macht: Der Informant wirkt äußerst glaub­würdig. Gerade auch durch die formale Korrektheit.“
Und so weiter und so fort.
Anstatt sich mit den nackten Fakten aus­ein­an­der­zu­setzen und sie mit den bekannten Tat­sachen abzu­gleichen, schreibt der Spiegel in Relotius-Manier lange, hübsche Sätze, die dem Leser das Gefühl geben sollen, der Whist­le­b­lower wäre glaubwürdig.
Kann ja sein, aber warum ent­scheidet der Spiegel für seine Leser darüber, anstatt den Lesern die nackten Fakten zu prä­sen­tieren und ihnen die Mög­lichkeit zu gebe, sich ein eigenes Bild zu machen?
Im übrigen wird ja immer bahauptet, dass Trump all die Unter­lagen über die Gespräche nur auf großen Druck herausgibt.
Das stimmt nicht, er war im Gegenteil sehr schnell. Nachdem die Ukraine der Ver­öf­fent­li­chung des Pro­to­kolls zuge­stimmt hatte, wurde es ver­öf­fent­licht. Nachdem das den Demo­kraten und der inzwi­schen zu einem Tollhaus ver­kom­menen Presse nicht aus­ge­reicht hat, hat Trump einen Tag später den Bericht des Whist­le­b­lowers freigegeben.
Das ist rekord­ver­dächtig schnell und kei­neswegs Ver­tu­schung durch Trump. Und weil Demo­kraten und Medien (und auch der Spiegel, wie gesehen) immer noch Amok laufen, hat Trump schon ange­kündigt, noch mehr Gesprächs­pro­to­kolle frei­zu­geben, auch Gespräche zwi­schen seinem Vize­prä­si­denten und der ukrai­ni­schen Seite. Also so ziemlich alle Gespräche, die es über­haupt gegeben hat.
Selensky findet das nicht so gut. Warum das so ist und was diese ganze Affäre für die Ukraine und Selensky selbst bedeutet, habe ich hier erklärt. Selensky findet sich unver­sehens in dem größten und gefähr­lichsten poli­ti­schen Minenfeld wieder, das der Planet derzeit zu bieten hat.
Nun sind wir gespannt, wie der Spiegel weiter mit dem „Ukraine-Skandal“ umgeht.
Bisher war es eine Mischung aus Lügen, Weg­lassen von Infor­ma­tionen, Ver­drehen von Fakten und emo­tio­naler Meinungsmache.
Nur eines hat das ehe­malige Nach­rich­ten­ma­gazin bisher nicht zu diesem Thema nicht abge­liefert: Berichterstattung.
Wenn Sie sich für die Ukraine nach dem Maidan und für die Ereig­nisse des Jahres 2014 inter­es­sieren, als der Maidan stattfand, als die Krim zu Russland wech­selte und als der Bür­ger­krieg los­ge­treten wurde, sollten Sie sich die Beschreibung zu meinem Buch einmal ansehen, in dem ich diese Ereig­nisse detail­liert auf ca. 670 Seiten genau beschreibe. In diesen Ereig­nissen liegt der Grund, warum wir heute wieder von einem neuen Kalten Krieg sprechen. Obwohl es um das Jahr 2014 geht, sind diese Ereig­nisse als Grund für die heutige poli­tische Situation also hoch­ak­tuell, denn wer die heutige Situation ver­stehen will, muss ihre Ursachen kennen.

Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“