EU beendet Defi­zit­ver­fahren gegen Grie­chenland nach acht Jahren

Der Vor­sit­zende der Euro­gruppe, Jeroen Dijs­sel­bloem, äußerte sich zuver­sichtlich über die Griechen. Er meint, wenn Grie­chenland die nötigen Reformen in die Tat umsetze, werde sich Athen schon im Sommer 2018 ohne EU-Hilfen fri­sches Geld an den Märkten leihen können.

„Wir haben schwierige Ent­schei­dungen getroffen. Jetzt naht das Ende [der Krise]. Wir legen die letzten Meter zurück“, sagte der grie­chische Regie­rungschef Alexis Tsipras in Athen nach einem Treffen mit Dijs­sel­bloem. Doch noch min­destens bis zum Abschluss des dritten Hilfs­pro­gramms für das Land, steht die grie­chische Regierung unter Beob­achtung durch die EU-Gremien.

Nunmehr über acht Jahre nach dem Beginn der grie­chi­schen Finanz­krise hat die Euro­päische Union ihr Defi­zit­ver­fahren gegen Athen ein­ge­stellt. Gestern fasste der EU-Minis­terrat den ent­spre­chenden Beschluss. „Nach vielen Jahren ernster Schwie­rig­keiten sind Grie­chen­lands Finanzen jetzt in viel bes­serem Zustand“, erklärt der der­zeitige Rats­vor­sit­zende, der est­nische Minister Toomas Tõniste.

Das grie­chische Defizit lag nach EU-Angaben 2009 noch bei 15,1 Prozent des Brut­to­in­lands­pro­dukts. Seither habe sich das Ver­hältnis stetig ver­bessert, hieß es aus Brüssel. Man muss hier aller­dings anmerken, dass der Grund dafür der vor­an­ge­gangene starke Wirt­schafts­ein­bruch und die damit ver­bundene ver­än­derte Ver­gleichs­grundlage dar­stellt. Wird hier doch die Hürde sehr viel tiefer gesetzt, als wenn man von einer gesunden oder „blü­henden“ Wirt­schaft aus­gehen würde. Das bedeutet eigentlich, dass es den Griechen nicht wirklich gut geht und sie es ohne Inter­vention und „gutem Willen“ von Seiten der EU nie von selbst geschafft hätten, diese Krise – zumindest nach den „Maß­stäben“ der EU — zu überwinden.

Weiter hieß es aus Brüssel: Grie­chenland habe 2016 einen Haus­halts­über­schuss von 0,7 Prozent aus­ge­wiesen. Zwar sei für 2017 ein kleines Defizit zu erwarten, danach sei der Aus­blick aber wieder besser. Die Vor­aus­set­zungen zur Ein­stellung des Defi­zit­ver­fahrens seien gegeben. Eine Begründung für diesen posi­tiven Aus­blick gab der Rat nicht.

Die EU-Kom­mission begrüßte die Ent­scheidung trotzdem.

Grie­chenland wurde von den EU-Partnern immer wieder Auf­schub gewährt, da sich die finan­zielle und wirt­schaft­liche Lage immer wieder zuspitzte. Auch jetzt sind viele Experten noch nicht davon über­zeugt, dass die Griechen nach der Been­digung des dritten mil­li­ar­den­schweren Hilfs­pakets von EU-Ländern und Inter­na­tio­nalen Wäh­rungs­fonds (IWF) lange ohne erneute Pro­bleme durch­halten, vor allem dann nicht, wenn die Regierung in Athen in alte Muster zurück­fällt, hatten die Sozia­listen um den grie­chi­schen Minis­ter­prä­sident Tsipras doch immer wieder erbittert gegen die von den Geld­gebern ver­langten harten Reformen und Spar­pro­gramme gekämpft. Ein Jojo-Effekt ist also nicht auszuschließen.

 

Die Länder der Eurozone dürfen im Staats­haushalt nicht mehr als 3% Neu­ver­schuldung aus­weisen. Gemessen wird dies an der Wirt­schafts­kraft des jewei­ligen Landes. Zusätzlich gilt für die gesamte Schul­denlast eine Ober­grenze von 60 % des Brut­to­in­lands­pro­dukts. Da Grie­chenland 2009 bei der Neu­ver­schuldung außer­ge­wöhnlich hoch über dem zuläs­sigen Anteil lag, wurde das Straf­ver­fahren ein­ge­leitet. Das zuständige Gremium hat hier z.B. die Mög­lichkeit, ein Bußgeld gegen den betref­fenden Staat zu ver­hängen. Ähn­liche Ver­fahren laufen jetzt noch gegen Frank­reich und Spanien.