Bis vor einigen Jahren war Barbie, Quengelware Nummer 1 unter den Mädchen ab Grundschulalter, das Parade-All-American-Girl. Lange, goldblonde Haare, große, blaue Augen, zartgetönter Teint eines weißen, leistungsbereiten Highschool-Girls, Cheerleader-Figur. Interessen: Sport, Tennisspielen, schicke Kleider, ausgehen, Frisuren, heiraten, manchmal auch mit Ken was unternehmen. No Sex. Das perfekte Vorzeigegirl aus dem gehobenen, amerikanischen, weißen Mittelstand.
Vor einigen Jahren gab es dann schon Barbie-Märchenfiguren aus den Disney-Animationsfilmen, wie Pocahontas, Cinderella, Mulan, Arielle, Belle, Yasmin und einige andere mehr. Das etwas fremdländische Aussehen verspielte sich irgendwie, weil die Puppen ja auch Trickfilmproportionen bekamen. Dann begann Mattel, sich nicht mehr den kleinen Kundinnen, sondern dem Zeitgeist an den Hals zu werfen. Vielfalt war nun gefragt und das ständige Genörgel von Eltern, Feministen und Ernährungsspezialisten an der magersüchtigen Wespentaille Barbies trug Früchte: Es gab eine Plus-Size Barbie. Barbie sollte auf Wunsch der Politisch Korrekten besser widerspiegeln, was „die Mädchen in der wirklichen Welt um sich herum wahrnehmen“.
Das allein nötigt erfahrenen Eltern schon ein Kopfschütteln ab. Wenn kleine Mädchen mit Puppen spielen, dann sind das keine wirklichen Mädchen wie nebenan, sondern in der Vorstellungswelt wunderschöne, elfenhafte Geschöpfe, perfekt und lieblich. Sie sind Avatare des kleinen Mädchens selbst, ganz egal, ob es eine alte, zerliebte, zerfetzte Puppe ist oder ein Figürchen, das aus Zweigen , Schnürchen und einem Taschentuch zusammengepfriemelt, die schönste Prinzessin aus Nimmerland darstellt. Das spielende Mädchen sieht sich selbst in der Puppe. Natürlich sollte die Puppe diesem Bild, das das Kind von sich selbst und für sich selbst agieren lässt, so nahe wie möglich kommen. Genau das macht den Erfolg Barbies aus und verschafft dieser Puppe einen immensen Vorteil vor der Stöckchenpuppe.
Es war also von vorneherein klar, dass eine „dicke Barbie“ mit Doppelkinn, Plautze und Brauereipferd-Hintern bei der kleinen Kundschaft nicht ankommt. So sehr Aktivistinnen gegen den Magerwahn auch predigten, niemand kaufte die dicke Barbie, auch nicht in der tolreanten Multi-Kulti-Diversity-Ausgabe in allen Haut- und Haarfarben.
Die neueste Kollektion der Barbiepuppe läuft unter der Bezeichnung „Sheroes“ einer Kombination von „she“ und „Heroes“ (also „Sie-Helden“) und orientiert sich an weiblichen Stars auf verschiedenen Gebieten. Die neueste Kreation ist eine Hommage an die muslimische Säbelfechterin Ibtihadj Muhammad. Dementsprechend ist die Puppe mit einem Hidschab bekleidet, dem traditionellen Kopftuch der Musliminnen.
Die Reaktion des Publikums ist gespalten. Die Häufigkeit solchen Aufgreifens und Übernehmens muslimischer Weltsicht in die bist dato klassisch-westliche Lebenswelt ist schon auffällig und fast immer eine Einbahnstraße. Dass diese fast täglichen, vielen, kleinen Dinge viele westliche, nichtmuslimische Menschen langsam hypersensibel macht, ist kein Wunder. Wenn man auf der guten, alten Marmelade oder der altbekannten Geflügelleberwurst plötzlich das „Halal“-Zertifikat sieht, auf Packungen Kreuze plötzlich wegretuschiert werden, im Kindergarten kein Schweinefleischwürstchen mehr auf den Tisch kommt, Sankt Martin plötzlich „Laternenfest“ heißt u.v.a. mehr, dann kommt man schon ins Grübeln.
Das instinktive Gefühl, hier werde diese Avatar-Funktion einer Puppe für kleine Mädchen ganz gezielt eingesetzt, beschleicht einen schon. Und nein! Das ist eben nicht überinterpretiert! Wenn es nämlich nicht so wäre, dass sich die Mädchen mit ihrer tollen, wunderschönen Puppe und deren Attributen identifizieren, warum kreischten dann jahrelang die Ernährungsberater, Feministen und Aktivistinnen schrill Alarm, Barbie sei ein Fluch und würde die kleinen Evas zur Magersucht und zum Nacheifern eines völlig falschen, sexistischen Frauenbildes abrichten? Bei einer Heroine mit Hidjab wird derselbe Argumentationsansatz aber plötzlich zur hysterischen Islamophobie Aluhütchentragender Rassisten und Verschwörungstheoretiker.
“Man merkt die Absicht — und ist verstimmt”. So auch Birgit Kelle, die einen neuen femininen Feminismus will, der der Frau auch erlaubt, eine Mutter zu sein – und zwar hauptberuflich, wenn sie das will. Sie findet, dass dieses Frauenbild der selbstbewusst-verschleierten Heroine als leuchtendes Beispiel weiblicher Selbstbehauptung und Souveränität ein Narrativ ist, das mit dem muslimischen Alltag nicht in Einklang zu bringen ist.
Mattel tut in seinem Begleittext zur „Kopftuch-Barbie“ seine Absicht kund, diese Puppe möge „unzähligen, kleinen Mädchen, die sich nie in Sport und Kultur repräsentiert sahen, Inspiration geben“. Mattel hofft, diese Puppe mögen ihnen zeigen, dass sie alles sein können.
Birgit Kelle sieht das ein wenig anders und macht das, was man heute so gern „Fakten-Check“ nennt. Man muss nicht einmal all die Beiträge aus den Medien, den WHO-Reports und „Terre des Femmes“ bemühen, um zu belegen, dass in fast allen muslimischen Ländern die Rechte der Frauen und ihre Behandlung als beklagenswert bezeichnet werden müssen.
Frau Kelle drückt es vielleicht etwas drastisch aus. Dennoch muss eine solche Meinungsäußerung erlaubt sein, weil das, was sie da mit einem gewissen Sarkasmus beschreibt, durchaus in diesem Kulturkreis vorkommt. In Rakka wurde ein junges Mädchen vor das Scharia-Gericht gestellt, weil sie einen Facebook-Account hatte. Das Gericht wertete dies als einen Ehebruch, da sie dadurch direkten Kontakt zu anderen Männern hatte. Sie wurde zu Tode gesteinigt.
Meinungsfreiheit ist zwar ein Menschenrecht, aber nicht auf Facebook. Wie eine Mitarbeiterin in einem Facebook-Lösch-Zentrum bei den “Unbestechlichen” auspackte, werden die Bearbeiter dort wie Galeerensträflinge angetrieben, alles zu löschen, was nur irgendwie kritisch gegen Genderismus, Islam, Links, Flüchtlinge etc. aussehen könnte. Und so sah man auf Birgit Kelles Facebookaccount diesen Anblick.
Twitter scheint nicht ganz so zähnefletschend mit der Zensurschere über alles herzufallen und ließ denselben Tweet unbeanstandet stehen.