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Die Linke: Wagen­knecht droht mit Rücktritt!

Sahra Wagen­knecht hat ihrer Partei mit dem Rück­tritt als Frak­ti­ons­vor­sit­zende gedroht. Sie kri­ti­siert die man­gelnde Fairness seitens der Par­tei­führung sowie deren gute Kon­takte zu bestimmten SPD-Kreisen. 

(Von Michael Müller)

Am Dienstag hat Sahra Wagen­knecht, Frak­ti­ons­vor­sit­zende der Linken im Bun­destag, einen Brief an die Mit­glieder der Links­fraktion geschrieben ver­schickt. Darin kri­ti­siert sie den Unwillen der Linken-Chefs Katja Kipping und Bernd Riex­inger zu einer fairen Zusammenarbeit.

„Für eine gute Oppo­si­ti­ons­po­litik und eine starke Linke bringe ich mein Enga­gement und meine Fähig­keiten gern auch in den nächsten Jahren ein“, heißt es in dem Schreiben von Sahra Wagen­knecht, die sogar mit ihrem Rück­tritt droht. Wörtlich heißt es:

“Aller­dings sehe ich keinen Sinn darin, meine Kraft und meine Gesundheit in per­ma­nenten internen Gra­ben­kämpfen mit zwei Par­tei­vor­sit­zenden zu ver­schleißen, die offen­kundig nicht zu einer fairen Zusam­men­arbeit bereit sind, wohl aber gute Kon­takte zu bestimmten SPD-Kreisen haben, die in mir schon seit län­gerem ein großes Hin­dernis für eine ange­passte, pfle­ge­leichte Linke sehen.”

Nach Infor­ma­tionen der Frank­furter Rund­schau teilt diese Position auch Sahra Wagen­knechts Co-Vor­sit­zender Dietmar Bartsch. Die Links­fraktion des neuen Bun­destags trifft sich am Dienstag und Mittwoch zu einer Klau­sur­tagung in Potsdam.

Katja Kipping und Bernd Riex­inger fordern für sich ein Erst­re­de­recht im Bun­destag, wie es derzeit nur die beiden Frak­ti­ons­vor­sit­zenden Wagen­knecht und Bartsch inne­haben, und ein volles Mit­spra­che­recht im Fraktionsvorstand.

Zudem wollen sie mehr Ein­fluss auf die Zusam­men­setzung des künf­tigen Frak­ti­ons­vor­stands nehmen. Kipping und Riex­inger wollen vor allem Wagen­knechts Stell­ver­tre­terin Heike Hänsel und Bartschs Stell­ver­treter Jan Korte loswerden.

Die Partei- und Frak­ti­ons­vor­sit­zenden hatten ihre seit Jahren andau­ernden teils per­sön­lichen Kon­flikte für den Bun­des­tags­wahl­kampf unter­brochen. Im Streit um die Spit­zen­kan­di­datur hatten sich die beiden Frak­ti­ons­vor­sit­zenden gegen die Par­tei­chefs durchgesetzt.

Nach der Bun­des­tagswahl hatten Wagen­knecht und ihr Ehemann Oskar Lafon­taine beklagt, dass die Linke die Pro­bleme in der Flücht­lings­po­litik nicht offen ange­sprochen hatte. Bereits zuvor hatte Lafon­taine gegen die eigene Partei eine Abschiebung ille­galer Migranten gefordert.

Zudem kri­ti­sierte Oskar Lafon­taine, dass Kipping und Riex­inger sich mit der Ent­scheidung für die Spit­zen­kan­di­daten Wagen­knecht und Bartsch während des gesamten Wahl­kampfes nicht abge­funden hätten. Dabei kämen die Par­tei­chefs selbst beim Wähler nicht an.

Ein Mit­glied der Links­fraktion sagte der Frank­furter Rund­schau, dass in Potsdam ein Macht­kampf „mit Ell­bogen und harten Ban­dagen“ zu erwarten ist. Da sich die Zusam­men­setzung der Fraktion durch zahl­reiche neue Abge­ordnete geändert hat, sei der Ausgang ungewiss.

 

Michael Müller / BerlinJournal.biz