Felix Austria: Der jüngste Regie­rungschef Europas als Merkels Schreckgespenst

Acht Wochen haben sie sich Zeit genommen, um ihr Bündnis zu schmieden. Unauf­geregt, sach­ori­en­tiert und mit dem Wunsch, tat­sächlich zusam­men­zu­finden. Respektvoll und kon­struktiv seien die Gespräche gewesen, heißt es gleich­lautend aus ÖVP und FPÖ. Öster­reichs künftige Regie­rungs­ko­alition ist der maximal mög­liche Gegen­entwurf zur deut­schen Jamaika-Farce, die im gleichen Zeitraum nicht mal über Son­die­rungs­an­sätze hin­aus­ge­kommen war. Und während also hier­zu­lande auch drei Monate nach der Bun­des­tagswahl noch nicht absehbar ist, wann eine neue Regierung steht, hat Öster­reichs desi­gnierter Kanzler Sebastian Kurz nun sein Kabinett vor­ge­stellt. Erfri­schend anders kommt unser Nach­barland daher, geradezu rund­erneuert nach Jahren der Agonie. Auch in Öster­reich stand die Große Koalition v
or allem für Bür­ger­ferne und poli­ti­schen Still­stand. Doch in nur wenigen Monaten hat der mit 31 Jahren dem­nächst jüngste Regie­rungschef Europas seine Partei und mit ihr das Land völlig umge­krempelt. Während den Deut­schen im Sep­tember der letzte Wille fehlte, Angela Merkel davon­zu­jagen, und sich auch niemand findet, der innerhalb der CDU/CSU genug Macht und Mumm hätte, es Kurz gleich­zutun, dürfen wir staunend zusehen, wie Öster­reich in eine euro­päische Füh­rungs­rolle hin­ein­wächst. Gegen den cha­ris­ma­ti­schen New­comer, der schon als char­manter, aber durch­set­zungs­starker Außen­mi­nister auf­ge­fallen war, wirkt Merkel wie ein Fossil aus einer längst ver­gan­genen Zeit.

Dem rasanten Auf­stieg des Sebastian Kurz war ein hef­tiger Todes­kampf des poli­ti­schen Estab­lish­ments vorausgegangen

Leicht hat es die eta­blierte Politik den öster­rei­chi­schen Wählern aller­dings nicht gemacht. Dem rasanten Auf­stieg des Sebastian Kurz war ein hef­tiger Todes­kampf des Estab­lish­ments vor­aus­ge­gangen. Schien es vor Jah­res­frist so, als stelle der Partner FPÖ auch den nächsten Bun­des­prä­si­denten, konnten die herr­schenden Macht­eliten dies in einem letzten Auf­bäumen und unter Anwendung aller denk­baren Tricks gerade noch ver­hindern. Ein blasser, aber Main­stream-taug­licher Links-Grüner darf seither das höchste Staatsamt Öster­reichs bekleiden. Und der hatte sich so unver­blümt in die Regie­rungs­findung seines Landes ein­ge­schaltet wie in Deutschland sein Kollege Frank-Walter Stein­meier. Let­zerem ist es inzwi­schen gelungen, seine SPD gegen den Willen der eigenen Par­tei­basis auf weitere vier Jahre der Statt­hal­ter­schaft für die ewige Kanz­lerin zu ver­pflichten. Von Merkel mit dem Amt des “Ersten Mannes” im Staat beschenkt, nimmt Stein­meier in seiner Dank­barkeit sogar in Kauf, dass der von der SPD so ver­hassten AfD im Deut­schen Bun­destag damit künftig die Rolle der Oppo­si­ti­ons­füh­rerin zufällt. Deren öster­rei­chi­sches Pendant wird nun also regieren. Und das nicht zum ersten Mal. Gemeinsam mit Kurz und der ÖVP wird die FPÖ Europa ihren Stempel auf­drücken. Längst hat man Alli­anzen mit einer Reihe ost­eu­ro­päi­scher Staaten gebildet, zu denen Öster­reich seit jeher besonders enge Bezie­hungen pflegt. Schon mahnt Bun­des­prä­sident van der Bellen, “den pro-euro­päi­schen Kurs nicht zu ver­lassen”, und meint damit natürlich nicht Europa, sondern die EU.

Öster­reich setzt künftig den gesunden Men­schen­ver­stand an die Stelle eitler Selbst­in­sze­nierung, linker Träu­me­reien und grüner Lobbypolitik

In meinem aktu­ellen Buch “Das Grauen” schrieb ich Anfang des Jahres, in weiten Teilen Europas habe sich der Sou­verän auf den Weg gemacht, die Demo­kratie zurück­zu­er­obern. In Öster­reich ist dies gegen alle Wider­stände gelungen. Ob Deutschland jemals folgen wird, steht in den Sternen. Zu dicht scheint das Netzwerk der Mäch­tigen hier­zu­lande, zu eng die Kol­la­bo­ration der Berufs­po­litik mit einer links-grünen Jour­naille, die keine Man­dats­träger braucht, um sich als Bun­des­tags­fraktion zu ver­stehen und ohne jede Legi­ti­mierung durch die Wähler mit­zu­re­gieren. Doch der Erfolg der Kon­ser­va­tiven ist ein starkes Signal, das längst nicht mehr nur von Öster­reich ausgeht. Immer schwerer wird es für jene ver­meintlich pro­gres­siven Kräfte, die in der Aufgabe natio­nal­staat­licher Sou­ve­rä­nität, der Aus­höhlung von Rechts­normen und der Unter­werfung unter grüne Selbst­gei­ße­lungs­ri­tuale die Zukunft sehen. Eine weitere Regierung setzt damit in Europa künftig den gesunden Men­schen­ver­stand an die Stelle eitler Selbst­in­sze­nierung, linker Träu­me­reien und grüner Lob­by­po­litik. Öster­reich dürfte sich außerdem noch ent­schlos­sener als bisher einer poli­ti­schen Ideo­logie ent­ge­gen­stellen, die sich als Religion tarnt. Angela Merkel hat es in Europa ab sofort schwerer, wie der jüngste EU-Gipfel gezeigt hat. Sebastian Kurz wird der deut­schen Kanz­lerin noch in so manchem Alp­traum erscheinen. Und nicht nur er. Sie wollte nicht gehen – nun wird die Zeit über sie hinweggehen.

Mein aktu­elles Buch “Das Grauen – Deutsch­lands gefähr­liche Par­al­lel­ge­sell­schaft” ist im Handel erschienen. “Spuk­schloss Deutschland” ist als Ebook und als signiertes Taschenbuch erhältlich. Im Paket können Sie die beiden Bücher direkt von mir zum Son­der­preis erwerben.
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