Bankenverband - Bundesverband deutscher Banken - Bankenviertel Frankfurt - flickr.com - Fotograf: Jochen Zick, action press - CC BY-ND 2.0

Von der Lüge der risi­ko­freien Bankenunion

Ach, wie kann man überall doch hören, dass die Ban­ken­union der Sta­bi­lität des Euro dient und auf keinen Fall alte Pro­bleme, Stichwort – insol­vente Banken in Italien und Co., auf den deut­schen Steu­er­zahler über­tragen werden. Wäre ja auch unge­recht, ist doch der Ita­liener deutlich reicher als der Deutsche, wie die EZB so schön vorrechnet.
Die Ban­ken­union zieht sich wie ein roter Faden durch alle mehr oder weniger taug­lichen Über­le­gungen zur Rettung des Euro. So auch in dem unsäg­lichen Papier deutsch-fran­zö­si­scher Öko­nomen: → Öko­no­men­vor­schlag zur „Rettung“ des Euros: von der Lösung eines Pro­blems, ohne das Problem zu lösen
Ein­ge­flossen in das Mein­eid­papier der GroKo: → Der bevor­ste­hende Meineid der GroKo: Schaden mehren, statt abwehren
Nun erklärt Flossbach von Storch erneut, wieso es eben eine Lüge ist. In Wahrheit geht es an den Geld­beutel der deut­schen Steu­er­zahler, was auch klar ist. Das Spiel lautet seit Jahren, wie man den Schaden der Über­schuldung ver­teilt. Und unsere Position ist dabei aner­kannt schlecht, weil wir nicht wissen, was unsere Position ist oder aber bereit sind, jeg­liche natio­nalen Inter­essen zu opfern.

  • „Nach offi­zi­ellen Angaben soll der Anteil der Not lei­denden Kredite in der EU weiter sinken. Falls das wirklich der Fall sein sollte, stellt sich die Frage, weshalb der poli­tische Druck zur Errichtung einer gemein­samen euro­päi­schen Ein­la­gen­si­cherung, welche die natio­nalen Ein­la­gen­si­che­rungs­systeme für Banken ablösen soll, ständig erhöht wird.“
    Fazit: Die Antwort liegt auf der Hand. (Noch) glauben die Poli­tiker den eigenen Fake News nicht. Das kommt erst noch.
  • „Bereits die erste Säule der soge­nannten Ban­ken­union krankt an der Zusam­men­legung der Ban­ken­auf­sicht und der Geld­po­litik in den Händen der EZB. Wurde die Geld­po­litik der EZB schon durch Mario Draghis „Wha­tever it takes“ zum Instrument der mone­tären Staats­fi­nan­zierung, so führte die Ban­ken­auf­sicht in den Händen der EZB zur wei­teren enormen Ver­stärkung von Struk­tur­er­hal­tungs­in­ter­essen.“
    – Fazit: Gemeint ist, die EZB lässt Geld billig, weil sie die Banken retten will.
  • „Eine EZB, die durch Null- und Nied­rig­zins­po­litik und andere unkon­ven­tio­nelle Maß­nahmen der Geld­po­litik unter anderem den über­schul­deten ita­lie­ni­schen Staat über Wasser hält, wird wohl kaum zulassen, dass der ita­lie­nische Staat durch ver­mehrte Ban­ken­kon­kurse unter Wasser gedrückt wird.“
    – Fazit: natürlich nicht!
  • „(…) es geht bei der gesamten euro­päi­schen Ban­ken­union mit­nichten um eine Sta­bi­li­sierung des Ban­ken­systems der Eurozone, sondern um Besitz­stands- und Struk­tur­er­hal­tungs­in­ter­essen und um Ver­hin­derung von schöp­fe­ri­scher Zer­störung. Und wie bei den soge­nannten Euro­ret­tungs­maß­nahmen wie der Grie­chen­land­hilfe und dem ESM geht es um die Frage: Wer zahlt für diese mas­siven Pro­blem­ver­schlep­pungen? Wie der ständige Bruch der No-Bail-out-Klausel seit Frühjahr 2010 gezeigt hat, sollen immer die anderen zahlen.“
    –  Fazit: Gemeint sind vor allem wir. Und wie schon bei der Migra­ti­ons­krise halten wir bereit­willig den Geld­beutel auf.
  • „Laut Euro­päi­scher Ban­ken­auf­sichts­be­hörde und der EZB sollen Ende 2016 die Anteile Not lei­dender Kredite – Non-Per­forming-Loans (NPL) – in Italien 15,3 Prozent, in Por­tugal 19,5 Prozent, in Zypern 44,8 Prozent und in Grie­chenland 45,9 Prozent betragen haben, in Deutschland jedoch nur 2,5 Prozent.“
    – Fazit: tja, schon blöd bei einer Eigen­ka­pi­tal­quote von rund drei Prozent.
  • „Eine Zwangs­ver­ei­nigung der Ein­la­gen­si­che­rungs­systeme der Eurozone ist für diese Länder deshalb mit großen Vor­teilen ver­bunden. Man kann sich auf Kosten der Sparer der sta­bi­leren Länder absichern.“
    –  Fazit: Und nur darum geht es.
  • „Damit alle Ver­si­che­rungs­nehmer gleich­ge­stellt sind, müssen sie bei gleichen Bei­trägen den gleichen Risiken aus­ge­setzt sein. Sind sie unter­schied­lichen Risiken aus­ge­setzt, müssen sich folglich ihre Bei­träge ent­spre­chend unter­scheiden.(…)  Für EDIS hieße dies erstens, dass Länder mit Banken, die ten­den­ziell höhere Aus­fall­ri­siken für Kredite auf­weisen, höhere Bei­träge zahlen müssten. Dabei reicht es nicht aus, die Not lei­denden Kredite ein­malig abzu­bauen, um nied­rigere Bei­träge zu erlangen. Not­wendig für die Qua­li­fi­zierung für nied­rigere Bei­träge ist eine längere Geschichte nied­riger Kre­dit­aus­fälle.“
    –  Fazit: nicht rück­wirkend und nach „Scha­dens­frei­heits­rabatt“. Leuchtet ein.
  • „Zweitens müsste bei EDIS die Ver­si­cherung gegen sys­te­misch bedingte Krisen aus­ge­schlossen werden. Denn da alle Betrof­fenen einem Sys­tem­risiko prin­zi­piell und glei­cher­maßen aus­ge­setzt sind, ist eine Risi­ko­teilung nach dem Ver­si­che­rungs­prinzip nicht möglich.“
    – Fazit: also nicht zahlen, wenn es bei­spiels­weise im gesamten Euroraum zu einer Krise kommt.
  • „Die No-Bail-out-Klausel war ursprünglich auch unwi­der­ruflich, aber leider nur bis zu ihrem ersten Anwen­dungsfall. Aus einer euro­päi­schen Ein­la­gen­si­cherung könnte deshalb schnell ein Mecha­nismus zum Risi­ko­transfer werden. Poli­tisch wäre es deshalb sinnvoll, EDIS von vorn­herein zu ver­hindern.“
    – Fazit: doch genau danach sieht es nicht aus. Nur aus Macht­erhalt und weil der Schaden für die Bürger zunächst abs­trakt ist, wird die deutsche Regierung (erneut) unseren Inter­essen schaden.

Hallo Poli­tiker, ist das so schwer zu ver­stehen? Euch nach dem Mund redende Öko­nomen sagen zwar was anderes. Aber hier ist es doch wirklich leicht nach­voll­ziehbar erklärt. Gesunder Men­schen­ver­stand genügt! 

Flossbach von Storch: „Euro­päische Ein­la­gen­si­cherung oder Risi­ko­transfer?“, 9. Februar 2018
 


Dr. Daniel Stelter — www.think-beyondtheobvious.com