Sozia­lismus – den gleichen Fehler wieder und wieder …

Von Richard M. Ebeling
Viele von uns haben früher Dracula-Filme geschaut – Nos­feratu, der „Untote“. Stets in Angst vor dem Son­nen­licht, das ihn zu Asche zer­fallen lässt, ver­brachte Dracula die Tage in einem Sarg – gefüllt mit trans­sil­va­ni­scher Hei­materde -, dem er nachts ent­stieg, um seinen Durst mit dem Blut der Lebenden zu stillen. Um weiter seine „wider­na­tür­liche“ Existenz zu fristen, musste der men­schen­gleiche Vampir seine Opfer töten, indem er ihnen das Blut abzapfte, und sie dabei manchmal eben­falls in „Krea­turen der Nacht“ ver­wan­delte. Das ist im Wesent­lichen auch die Natur und die Geschichte des Sozialismus.
Fast jeder Dracula-Film endete damit, dass sein Erz­feind, übli­cher­weise Dr. Van Helsing, der furchtlose Vam­pir­jäger, Dracula im Mor­gen­grauen in seinem Sarg fand. Dann trieb er einen Pflock in sein Herz, oder ließ Son­nen­licht durch ein Fenster in der Nähe auf den schla­fenden Blut­sauger strömen. Dra­culas jahr­hun­der­te­alter Körper zerfiel dann übli­cher­weise sofort zu Staub. Der „Untote“ fand damit sein Ende, und die Welt war von dieser „unhei­ligen“ Abnor­mität befreit.
Aber im nächsten Film stellte man unwei­gerlich fest, dass das töd­liche Monster doch nicht richtig ver­nichtet worden war, oder dass einer der von ihm in Sei­nes­gleichen ver­wan­delten nun seinen Platz als Geißel der Lebenden ein­ge­nommen hatte.
Manchmal wurde Dracula zu Beginn als char­manter Gen­tleman, beliebt bei der Damenwelt, prä­sen­tiert (wie zum Bei­spiel im Film Dracula von 1979, mit dem jungen Frank Lan­gella in der Haupt­rolle). Aber schon bald wurde seine wahre, böse Natur ent­larvt, wenn er sich über seine mensch­liche Beute her­machte und sie in „unna­tür­liche“ Krea­turen ver­wan­delte. Ich prä­sen­tiere: die scheinbar endlose Wie­der­auf­er­stehung der sozia­lis­ti­schen Idee im neuen, attrak­tiven Gewand.

Das ursprüng­liche Ver­sprechen des Sozia­lismus: Der Himmel auf Erden
Wie reizvoll die sozia­lis­tische Idee Ende des neun­zehnten und Anfang des zwan­zigsten Jahr­hun­derts, vor Aus­bruch des Ersten Welt­kriegs, erschien! Die Ankunft des Sozia­lismus würde alle Bürden des Lebens und des Alltags, all die schein­baren Unge­rech­tig­keiten der Wohl­stands­ver­teilung in der Gesell­schaft, alle Unsi­cher­heiten der Gesund­heits- und Alters­vor­sorge von den Schultern des ein­fachen Mannes nehmen.
Der Sozia­lismus würde alles richten. Die Menschheit wäre von den Fesseln der kapi­ta­lis­ti­schen „Lohn­skla­verei“ befreit, und jedem würden alle mate­ri­ellen Not­wen­dig­keiten und Annehm­lich­keiten zur Ver­fügung gestellt. Die Gleichheit der „sozialen Gerech­tigkeit“ wäre her­ge­stellt, und Unter­drü­ckung und Tyrannei würden weltweit der Ver­gan­genheit angehören.
Welch ein blut­saugender Alp­traum wurde da auf die Menschheit los­ge­lassen! Ange­fangen mit der bol­sche­wis­ti­schen Revo­lution in Russland 1917, über all die anderen kom­mu­nis­ti­schen „Siege“, ent­weder durch sowje­tische Erobe­rungen oder hei­mische Umstürze und Bür­ger­kriege, wie in China oder Kuba, fielen die schreck­lichsten Tyran­neien über die hilf­losen Men­schen her, die nun in den sozia­lis­ti­schen „Para­diesen“ zu leben hatten.
Die sozia­lis­tische Rea­lität zer­störte Freiheit und schuf Tyrannei
Die bür­ger­lichen Frei­heiten wurden abge­schafft – kein gespro­chenes oder geschrie­benes Wort, das von der Linie der herr­schenden Kom­mu­nis­ti­schen Partei abwich, war erlaubt. Sozia­lis­tische Zen­tral­planung bedeutete, dass der Staat fest­legte, was her­zu­stellen sei, wo, von wem, und in welchen Mengen. Aus­bildung, Behausung und Anstellung jedes Ein­zelnen wurden vom Staat im Namen des „All­ge­mein­wohls“ vor­ge­schrieben. Wider­spruch, abwei­chende Meinung, ja selbst der Ver­dacht des man­gelnden Enthu­si­asmus für die leuch­tende Zukunft des sozia­lis­ti­schen Gedankens (der selbst­ver­ständlich von den poli­ti­schen Kadern des „Volks­staates“ defi­niert wurde) führten zu Ver­haftung, Ein­ker­kerung, Ver­bannung in Arbeits­lager, oder Tod durch Folter, Ver­hungern oder schlichte Hinrichtung.
Es gab keine Pri­vat­sphäre mehr im Leben. Die Geheim­po­lizei und deren Infor­manten über­wachten alles und jeden. Jede zwi­schen­mensch­liche Beziehung, egal ob am staatlich zuge­wie­senen Arbeits­platz oder mit den Nachbarn im staat­lichen Wohn­komplex, war so von Ver­däch­ti­gungen belastet. Freund­schaften waren gefährlich, und konnten mit Verrat und einem mit­ter­nächt­lichen Besuch der Geheim­po­lizei enden, der dazu führte, dass ein­zelne Per­sonen oder sogar ganze Familien spurlos verschwanden.
Der sozia­lis­tische Staat gab sich nicht damit zufrieden, die Worte und Taten der Men­schen in der Öffent­lichkeit zu kon­trol­lieren. Pro­pa­ganda und Indok­tri­nierung wurden ein­ge­setzt in dem Versuch, zu beein­flussen, wie die Men­schen über sich und die Welt dachten. Die Gedanken des Ein­zelnen unter­lagen genauso dem Zen­tralplan wie Menge und Qua­lität des Aus­stoßes der „volks­ei­genen“ Fabriken (siehe dazu den Artikel „Living the Life of the Lie, Part I“ und „Tyrants of the Mind and the New Coll­ec­tivism“).
Der mensch­liche Preis und die mate­rielle Armut des real exis­tie­renden Sozialismus
Der mensch­liche Preis, den das große sozia­lis­tische Expe­riment der Umformung des Men­schen und der Menschheit für den kol­lek­ti­vis­ti­schen Himmel auf Erden for­derte, war gewaltig. His­to­riker schätzen, dass das kom­mu­nis­tische Expe­riment weltweit ca. 200 Mil­lionen Men­schen­leben – unschuldige Männer, Frauen und Kinder – auf der Schlachtbank des Sozia­lismus gefordert hat: 64 Mil­lionen in der Sowjet­union und bis zu 80 Mil­lionen in China, und weitere Mil­lionen in sozia­lis­ti­schen Gesell­schaften weltweit. (Siehe dazu den Artikel „The Human Cost of Socialism in Power.“)
Haben sich diese Opfer für die bessere sozia­lis­tische Zukunft gelohnt? Wurden die Ver­sprechen erfüllt? Knappheit, min­der­wertige Güter und sta­gnie­rende Lebens­stan­dards waren in allen sozia­lis­ti­schen, zentral geplanten Gesell­schaften Teil des Lebens der breiten Mehrheit in diesen Ländern. Jedem, der (so wie ich in deren letzten Jahren) die Gele­genheit hatte, die Sowjet­union zu besuchen, fiel sofort die zom­bie­hafte Leere in den Gesichtern der Men­schen in den Straßen Moskaus auf, während sie zu Fuß von einem staat­lichen Geschäft zum nächsten trot­teten – ver­zweifelt auf der Suche nach den Dingen des täg­lichen Lebens. Vor manchen Geschäften war­teten die Men­schen in langen Schlangen, um das eine oder andere min­der­wertige Kon­sumgut oder Grund­nah­rungs­mittel zu kaufen. Die Regale anderer staats­ei­gener Geschäfte waren voll­kommen leer. Die Mit­ar­beiter bestanden aus­nahmslos aus lust­losen, gelang­weilten und gleich­gül­tigen Staats­an­ge­stellten, die nur auf das Ende ihrer Schicht war­teten. (Siehe dazu die Artikel „Witness to the End of Soviet Power: Twenty-five Years Ago“ und „The 25th Anni­versary of the End of the Soviet Union.“)
Was sollte man auch sonst von einem Wirt­schafts­system erwarten, das jeg­liche Initiative des Ein­zelnen und jeg­lichen Anreiz, zu sparen oder zu inves­tieren, ver­hin­derte, da private Unter­neh­mer­tä­tigkeit abge­schafft und zur Quelle von Aus­beutung und Unge­rech­tigkeit erklärt worden war? (In den letzten fünf Jahren der Sowjet­union erlaubte der Führer der Kom­mu­nis­ti­schen Partei, Michael Gor­bat­schow, gering­fügige private Unter­neh­mer­tä­tigkeit, die trotz ihrer Gering­fü­gigkeit der einzige Teil der Wirt­schaft war, in dem sich etwas tat).
Die Öko­nomen der Öster­rei­chi­schen Schule, ins­be­sondere Ludwig von Mises und Friedrich A. Hayek, hatten schon in den 1920er und 1930er Jahren gezeigt, dass die Ver­staat­li­chung von Pri­vat­ei­gentum und das Ende des markt­wirt­schaft­lichen Wett­be­werbs und Preis­systems die rationale wirt­schaft­liche Ent­schei­dungs­findung unmöglich machten. Sie legten dar, dass eine effektive Kos­ten­rech­nungs­me­thode nötig sei, um ver­nünftig zu ent­scheiden, was in welchen Mengen und mit welchen Methoden her­ge­stellt werden sollte. Wenn es jedoch keine Markt­preise gab, die wech­selndes Angebot und Nach­frage abbil­deten, dann befand sich die zentral geplante Wirt­schaft sozu­sagen im Blindflug. Das Ergebnis war gleich­lautend mit einer von Mises‘ Arti­kel­über­schriften: Geplantes Chaos. (Siehe dazu den Artikel „Why Socialism is Impos­sible“.)
Die sozia­lis­ti­schen Systeme saugten die Gesell­schaften, die sie beherrschten, vam­pir­gleich das Leben aus. Der Sozia­lismus zer­störte dort jeg­lichen Anreiz zu Eigen­in­itiative, jeg­liche Moti­vation und jeg­liche Aus­sicht auf ein bes­seres Leben.
Der einzige Ausweg hin zu einem bes­seren Leben bot sich durch den Auf­stieg in die Ränge der herr­schende Elite der Blut­sauger der Kom­mu­nis­ti­schen Partei. Sie kamen in den Genuss beson­derer Geschäfte, beson­derer Kran­ken­häuser, beson­derer Feri­en­an­lagen, beson­derer Wohn­an­lagen und beson­derer Mög­lich­keiten, in andere sozia­lis­tische Länder oder sogar ins „Fein­desland“ im Westen zu reisen, aus dem man ver­botene Waren mit nach Hause nehmen konnte. Wer nicht dazu­ge­hörte, war wahrhaft Teil der aus­ge­beu­teten „Massen“, deren arm­selige, staatlich fehl­ge­lenkte Arbeits­leistung die begrenzten Pri­vi­legien und den begrenzten Wohl­stand der herr­schenden Roten Dra­culas erwirt­schaften musste. (Siehe dazu den Artikel „How Com­munism Became the Disease It Tried to Cure.“)
Das Ende der sozia­lis­ti­schen Plan­wirt­schaft und ein Neu­beginn markt­wirt­schaft­lichen Wohlstandes
Im letzten Jahr­zehnt des zwan­zigsten Jahr­hun­derts brach der mar­xis­tische Sozia­lismus in der Sowjet­union und in den von Stalin gegen Ende des Zweiten Welt­kriegs unter­wor­fenen Satel­li­ten­staaten Ost­eu­ropas zusammen. Auf den Tod Mao Tse-Tungs 1976 folgten in China Wirt­schafts­re­formen in den 1980ern, die das Land zwar nicht vom Wür­ge­griff der Chi­ne­si­schen Kom­mu­nis­ti­schen Partei befreiten, aber doch zu zahl­reichen begrenzten wirt­schaft­lichen Libe­ra­li­sie­rungen führten, die den Alltag von hun­derten Mil­lionen von Men­schen dra­ma­tisch verbesserten.
Zahl­reiche unter­ent­wi­ckelte Länder der Dritten Welt wandten sich in den 1980er und 1990er Jahren von der sozia­lis­ti­schen Zen­tral­planung nach Sowjet­modell ab, und begaben sich auf den Pfad der markt­wirt­schaft­lichen, mate­ri­ellen und gesell­schaft­lichen Ver­bes­serung. Tat­sächlich gehören in manchen dieser Länder erdrü­ckende Armut und regel­mäßige Hun­gersnöte nun größ­ten­teils der Ver­gan­genheit an – dank freierer Märkte und Unter­neh­mer­tä­tigkeit unter Wettbewerbsbedingungen.
Dracula ersteht auf! Der Sozia­lismus erhebt sich erneut aus seinem Grab
Aber wie Dracula, der sich erneut aus seinem Grab erhebt, erlebt der Sozia­lismus erneut eine Wie­der­geburt unter Aka­de­mikern, Stu­denten und einer wach­senden Zahl an Intel­lek­tu­ellen. Das neueste Anzeichen dieses Trends ist der Sieg von Alex­andria Ocasio-Cortez (die 2016 eine Bernie-Sanders-Akti­vistin war) über einen eta­blierten demo­kra­ti­schen Amts­in­haber bei der Vorwahl der Demo­kra­ti­schen Partei in einem New Yorker Kon­gress-Wahl­kreis. Sie rühmt sich ihrer Mit­glied­schaft bei den Demo­kra­ti­schen Sozia­listen Ame­rikas (DSA).
Wer die Netz­seite der DSA besucht, wird dort deren Ver­sprechen und Hoffnung finden, ein neues „linkes“ sozia­lis­ti­sches Amerika zu errichten, welches das gegen­wärtige aus­beu­te­rische ame­ri­ka­nische System des „Neo­li­be­ra­lismus“ ersetzt – der Sam­mel­be­griff der Linken für alles Kapi­ta­lis­tische, das sie hassen und umstürzen wollen.
Sie ver­si­chern, dass es sich bei ihrem System um echte Demo­kratie handelt. Eine kleine Handvoll kapi­ta­lis­ti­scher Eliten sollte nicht zum eigenen Nutzen die Richtung der US-Wirt­schaft vor­geben. Nein, die Zukunft des Landes sollte in den Händen aller liegen, mit Hilfe demo­kra­ti­schen Entscheidungsfindung.
Die Arbeiter sollten im Kol­lektiv Fabriken und Firmen lenken, und die Gesell­schaft als Ganzes sollte eine Vielzahl an „Gratis“-Leistungen für jeden bereit­stellen: Gesund­heits­ver­sorgung, Kin­der­be­treuung, Erziehung vom Kin­der­garten bis zur Uni­ver­sität und Wohnraum und Per­so­nen­be­för­derung sollten alle „jedem auf Nach­frage gratis von der Öffent­lichkeit zur Ver­fügung gestellt werden“. Außerdem erhält jeder ein garan­tiertes Grund­ein­kommen. Dann soll noch die Zahl der Wochen­stunden redu­ziert und die Zahl der Urlaubstage erhöht werden, damit all die Arbeits­losen Arbeit finden, die trotz dieses Über­flusses an „Gratis“-Dingen aus dem Füllhorn des Staates immer noch das Ver­langen nach Arbeit haben. (Die Frage, wer für das alles bezahlen soll, wird nicht beant­wortet, einmal abge­sehen von der all­ge­meinen Annahme, die Besteuerung „der Reichen“ würde dafür schon irgendwie ausreichen.)
„Demo­kra­ti­scher Sozia­lismus“ ist nichts anderes als die Tyrannei der Einmischer
Da der Staat sich in alles ein­mi­schen und somit auch mehr noch als heute alles poli­ti­sieren würde, um dieses „Gratis“-Leben zu ermög­lichen, würde die demo­kra­tische Ent­schei­dungs­findung bis in die letzten Winkel des Lebens der Men­schen hin­ein­reichen. Die DSA sind für die Abschaffung des US-Senats, und für die Ein­führung direk­terer demo­kra­ti­scher Reprä­sen­tation. Es gäbe „Bür­gerräte für zahl­reiche staat­liche Dienst­leis­tungen und Pro­gramme auf natio­naler, bun­des­staat­licher und lokaler Ebene für die Nutzer, und für alle offenen Bür­ger­ver­samm­lungen, die Finanz­ent­schei­dungen treffen, eben­falls auf lokaler und bun­des­staat­licher Ebene.“
Jeder, der jemals ört­liche Bür­ger­ver­samm­lungen besucht hat, weiß, dass die Men­schen, die dort hin­gehen, um Sach­themen zu besprechen oder die Abge­ord­neten, die darüber abstimmen, nichts „Demo­kra­ti­sches“ an sich haben. Die Zahl der Anwe­senden schwankt, aber es handelt sich unwei­gerlich um kleine Gruppen von Wich­tig­tuern und Ein­mi­schern. Es sind ein­deutig Men­schen mit zu viel Zeit, und dazu noch poli­ti­schem oder ideo­lo­gi­schem mis­sio­na­ri­schen Eifer, die in neun von zehn Fällen mehr Regu­lie­rungen, Kon­trollen, Verbote und Steuern für andere ver­langen, um ihre Gesell­schafts­klemp­nerei auf lokaler Ebene voranzutreiben.
Eine Handvoll der Ein­mi­scher meldet sich bei diesen Ver­samm­lungen laut­stark zu Wort und erweckt durch ihre „Auf­rich­tigkeit“ und Lei­den­schaft den Ein­druck, die „wahren“ Bedürf­nisse der Gemeinde zu ver­treten. Wo sind aber die meisten Mit­glieder dieser Gemeinde? Die wahre Mehrheit dieser Stadt geht ihren täg­lichen Geschäften nach: sie kommt von der Arbeit, ver­bringt Zeit mit ihren Familien, ver­richtet Haus­arbeit, oder kauft Lebens­mittel oder andere Dinge ein, oder genießt einfach etwas Freizeit mit Freunden vor Anbruch des nächsten Arbeitstages.
Pro­duktive Pri­vat­men­schen gegen poli­tische Einmischer
Diese normale Mehrheit sorgt aber für die Güter und Dienst­leis­tungen, die den Wohl­stand der Gesell­schaft bilden. Sie sind damit beschäftigt, sich um ihre Privat- oder Fami­li­en­an­ge­le­gen­heiten zu kümmern, damit hier (hof­fentlich) finan­ziell alles in Ordnung ist. Sie kümmern sich um ihr Haus und ihre unmit­telbare Nach­bar­schaft, in dem sie den Rasen mähen, den Zaun neu streichen, oder an Kirchen- oder Wohl­tä­tig­keits­ver­an­stal­tungen teil­nehmen, aus per­sön­lichem Gerech­tig­keits­emp­finden und Pflicht­gefühl heraus.
Für die meisten kommt poli­tische Betä­tigung über­haupt nicht in Frage. Und doch sorgt genau ihre Akti­vität dafür, dass der gesell­schaft­liche Alltag rei­bungslos funk­tio­niert. Es handelt sich um Exem­plare des „For­gotten Man“ von William Graham Sumner (1840 – 1910) – die, die friedlich und pro­duktiv all den Wohl­stand schaffen, den die sozia­lis­ti­schen Planer und Regu­lierer gern mit Hilfe des Staates in ihre Finger bekommen würden.
Noch mehr Bereiche aus dem pri­vaten in den öffent­lichen Ein­fluss­be­reich zu ver­lagern, bedeutet, den Men­schen noch mehr Kon­trolle über ihr Leben zu ent­reißen, und sie pro­fes­sio­nellen oder Amateur-Ein­mi­schern zu geben, die bei staat­lichen Ver­samm­lungen auf­kreuzen und beein­flussen, wie gewählte Reprä­sen­tanten abstimmen.
Und diesen gewählten Reprä­sen­tanten macht es nicht das geringste aus, über diese Macht zu ver­fügen, werden sie so doch mit Geld über­schüttet, mit dem sie wie­derum Wäh­ler­stimmen kaufen, um im Amt zu bleiben. Außerdem erhält so die ört­liche Büro­kratie mehr Macht zu Umver­teilung und Regu­lierung, die sie stets auch für ihre eigenen Inter­essen einsetzt.
Je mehr Macht den Händen des Ein­zelnen ent­rissen und in die Hände der „demo­kra­ti­schen“ Sozia­listen gelegt wird, desto mehr wird das Leben aller von der Tyrannei der Inter­es­sen­gruppen und der ört­lichen Bes­ser­wisser bestimmt.
Erweitert man dies nun von der ört­lichen auf die bun­des­staat­liche und Bun­des­ebene, so gibt es bald nichts mehr, was die poli­ti­schen Regu­lierer und Sozi­al­planer nicht kontrollieren.
Gleich Dra­culas gewin­nendem Lächeln, das sich bald in die Gri­masse eines Blut­saugers ver­wandelt, der denen, die ihm ver­fallen sind, den Lebenssaft aus­saugt, ver­wandelt sich der Sire­nen­gesang der „Gratis“-Dinge (für die doch stets jemand bezahlen muss) im Zeichen der „demo­kra­ti­schen“ Gerech­tigkeit bald in die Tyrannei der Poli­tiker, Büro­kraten und „demo­kra­ti­schen Sozia­listen“, die alle ent­schlossen sind, uns ihre per­sön­liche Vor­stellung einer bes­seren Welt mit Hilfe des poli­ti­schen Pro­zesses auf­zu­zwingen. Der Bereich der Pri­vat­au­to­nomie schrumpft, und die Gefäng­nis­wände kol­lek­tiver Kon­trolle werden immer enger und höher.
Zweifeln Sie nicht daran, dass sich dies nicht nur auf Gesund­heits­vor­sorge, Alters­vor­sorge, öffent­lichen Wohnraum oder garan­tierte Arbeit und Min­dest­löhne erstreckt. Die neue Agenda der „demo­kra­ti­schen Sozia­listen“, wie auch die der gesamten Linken, besteht darin, Sprache, zwi­schen­mensch­liche Bezie­hungen, sozialen Status und die Ein­teilung der Men­schen in ver­meint­liche Opfer und Pri­vi­le­gierte bis ins Kleinste zu kon­trol­lieren. (Siehe auch die Artikel „Demo­cratic Socialism means the Loss of Liberty“ und „Liberal Socialism, another False Utopia“ und „Campus Coll­ec­tivism and the Counter-Revo­lution Against Liberty.“)
Es handelt sich um die­selbe Tyrannei all der frü­heren Formen des Sozia­lismus und der Zen­tral­planung, die wir in den letzten hundert Jahren als noch offenere Formen der Bru­ta­lität erlebt haben – getarnt von rhe­to­ri­schen Nebel­kerzen „demo­kra­ti­scher Betei­ligung“, die es bei den frü­heren kom­mu­nis­ti­schen Rufen nach der „Dik­tatur des Pro­le­ta­riats“ nicht gab. Und trotzdem ist es der selbe blut­saugende Dracula, der einmal mehr von den Toten auf­er­standen ist.

Ludwig von Mises Institute Deutschland — Aus dem Eng­li­schen über­setzt von Florian Senne. Der Ori­gi­nal­beitrag mit dem Titel Socialism, Like Dracula, Rises Again from the Grave ist am 27.7.2018 auf der website der Foun­dation of Eco­nomic Edu­cation erschienen.

Richard M. Ebeling lehrt Volks­wirt­schaft an der Nor­thwood Uni­verstity. Er war Prä­sident der Foun­dation for Eco­nomic Edu­cation und ist Adjunct Scholar des Mises Institut, Auburn, US Alabama.