Von Tischbeinahe - Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10555229 - Modifiziert Hanno Vollenweider

Jamaika: Harte Ver­hand­lungen? Eher Scheingefechte!

Heute beginnen die Son­die­rungs­ge­spräche für ein so genanntes Jamaika-Bündnis. Es werden in den Medien „harte Ver­hand­lungen“ vor­aus­gesagt. Dieser Bot­schaft sollte man keinen Glauben schenken. Es hat zu viele Kun­gel­runden im Vorfeld gegeben, in denen sogar schon über Minis­ter­posten geredet wurde. Man ist sich bereits weit­gehend einig, weiß aber noch nicht, wie man das der Öffent­lichkeit bei­bringen soll.

Kanz­lerin Merkel hat vor Beginn des Treffens schon mal zur „Kom­pro­miss­be­reit­schaft“ auf­ge­rufen. Welche Kom­pro­misse soll ein inhaltlich ent­kernter Kanz­ler­wahl­verein noch eingehen?

Gemeint ist natürlich die Schein-Ober­grenze, auf die sich CDU und CSU „geeinigt“ haben. Obwohl es sich um einen durch­sich­tigen, win­del­weichen Schein­kom­promiss handelt, wollen besonders die Grünen diese Vorlage unbe­dingt zu Fall bringen. Die Chancen stehen gut. Merkel ist ohnehin voll auf der grünen Linie und Horst Dreh­hofer hat am Vor­abend der Gespräche den Grünen einen Freund­schafts­besuch zum bes­seren „Ken­nen­lernen“ abge­stattet. Er wird sich ver­halten, wie man es von ihm gewohnt ist: als ver­meint­licher bay­ri­scher Löwe laut brüllen, um anschließend um so weicher als Bett­vor­leger von Kanz­lerin und Grünen zu landen. Viel­leicht sind die Grünen ja gnädig und schieben das Verbot des Ver­bren­nungs­motors um fünf Jahre hinaus, damit die Union einen „Erfolg“ ver­melden kann.

Wer auf die FDP hofft, tut das ver­gebens. Zwar hat sich Christian Lindner im Wahl­kampf in Bezug auf die unge­steuerte Mas­sen­ein­wan­derung fast wie ein AfDler angehört. In den Ver­hand­lungen wird das keine Rolle spielen.Sein Par­tei­freund Wolfgang Kubicki hat bereits öffent­lich­keits­wirksam „Ver­hand­lungs­hürden“ vor­ge­geben, die keine sind. Rainer Zitelmann hat das im Wall­street Journal richtig analysiert.

Kubicki, der als Lan­des­po­li­tiker alt, grau und grantig geworden ist, fühlt sich offen­sichtlich unter­schätzt und möchte seine poli­tische Kar­riere unbe­dingt mit einem Bun­des­mi­nis­ter­posten krönen. Das wird er not­falls auch gegen Christian Lindner durch­zu­setzen ver­suchen. Das Schicksal seiner FDP scheint ihm ebenso egal zu sein, wie Merkel das der CDU. Er wirft Nebel­kerzen, genannt „rote Linien“, für die Jamaika-Verhandlungen.

Ohne ein Ein­wan­de­rungs­gesetz und die Abschaffung des Soli­da­ri­täts­zu­schlags ginge es nicht. Aller­dings wollen inzwi­schen alle Ver­hand­lungs­partner ein Ein­wan­de­rungs­gesetz. Ein solches anzu­streben, ist also gar kein Problem. Die strittige Frage ist dagegen, wie mit der chao­ti­schen Ein­wan­derung via Asyl­gesetz ver­fahren werden soll. Bleibt die neben dem Ein­wan­de­rungs­gesetz bestehen, oder wird sie endlich ein­ge­dämmt? Wie soll mit den bereits Ein­ge­wan­derten ver­fahren werden? Sollen die weiter im sozialen Netz ver­harren müssen, oder wird ihnen endlich erlaubt, jen­seits fast unüber­wind­licher büro­kra­ti­scher Hürden, die ein freies Unter­neh­mertum in Deutschland inzwi­schen fast unmöglich machen, kleine hand­werk­liche Betreibe zu gründen, mit denen sie ihren Lebens­un­terhalt selbst ver­dienen und die Gesell­schaft wirklich berei­chern könnten?

Dazu hört man nichts. Auch wie mit dem Fami­li­en­nachzug umge­gangen werden soll, wird von den Ver­hand­lungs­partnern ver­schwiegen. Will die Politik tat­sächlich in einer Situation, in der die Mas­sen­ein­wan­derung 2015/2016 noch nicht ver­kraftet ist, neue Mil­lionen Ein­wan­derer nachholen?

Die Öffent­lichkeit soll mit dem Hinweis ruhig gestellt werden, dass nur ein Ehe­partner und ein Kind nach­ziehen dürfen. Das ist Volks­ver­dummung, denn die Nach­zügler kommen aus Gegenden, wo kei­neswegs die Ein­kind­fa­milie vor­herrscht, sondern Groß­fa­milien üblich sind.

Kubicki glaubte die CSU vor fal­schen Schlüssen aus der Öster­reich-Wahl warnen zu müssen. Tat­sächlich ist diese Wahl ein klares Votum gegen eine weitere Mas­sen­ein­wan­derung. In Deutschland ist die Stimmung im über­wie­genden Teil der Bevöl­kerung ähnlich, besonders unter den FDP-Wählern.

Auch Kubickis zweite „rote Linie“ ist ein Fake. Auf die Abschaffung des Soli werden sich alle mühelos ver­stän­digen können. Not­falls wird er für die kom­mende Legis­la­tur­pe­riode festgelegt.

Tat­sächlich wird es bei der Fort­setzung der unge­bremsten Mas­sen­ein­wan­derung zu Steuer- und Abga­ben­er­hö­hungen kommen müssen, zumal die Kosten der ver­fehlten Euro­ret­tungs­po­litik in dieser Legis­la­tur­pe­riode durch­schlagen könnten. Und da sind noch die EU-Reform­pläne von Emmanuel Macron, denen Kanz­lerin Merkel bereits zuge­stimmt hat und die Deutschland weitere finan­zielle Lasten auf­bürden werden.

Jamaika wird kein Projekt des Auf­bruchs, es wird nicht mal der Versuch, wenigstens die drin­gendsten Pro­bleme anzupacken.

Jamaika wird ein Pos­ten­be­schaf­fungs­pro­gramm. die Minister und Staats­se­kretäre werden sich ver­mehren. Die Dienst­wagen-Koalition wird Merkel weitere vier Jahre die Macht sichern und eine Politik betreiben, die unser Land tiefer in die Bre­douille treibt.

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