London: Der Duft des tiefen, bösen Staates — Mil­lionen Briten in Lebens­gefahr durch Nowitschok?

Die Britin Dawn Sturgess ist nach den Infor­ma­tionen aus Groß­bri­tannien gestorben, angeblich an einer Ver­giftung durch Nowit­schok. Wieder hatte die Regierung Theresa May frei nach Reinhard Mey „Der Mörder ist immer der Gärtner“, zu „Der Mörder ist immer der Russe“ umge­widmet. Es scheint, egal, wer in merry old England irgendwo durch Gift­bei­bringung umfällt: Der Russe war‘s!
Eine Beweis­führung gab es nicht, die Hin­ter­gründe waren alles andere als auf­ge­klärt, das Gift wurde nach­ge­wie­se­ner­maßen in vielen Ländern her­ge­stellt und damit her­um­ex­pe­ri­men­tiert. Auch die Ermittler des OPCW sagten klar, es sei in der Zusam­men­setzung des Giftes keine Spur nach Russland zu finden. Ein Schweizer Labor und die eigenen, bri­ti­schen Experten konnten bestä­tigen, dass es sich bei dem zur Anwendung gekom­menen Gift nicht um rus­si­sches Nowit­schok han­delte, dass man sogar Anteile in den geprüften Proben fest­stellte, die auf ein „NATO-Land“ ver­wiesen. Russland hatte überdies auch kein ein­leuch­tendes Motiv, die beiden Skripals zu ver­giften, aber egal, der Russe war‘s.
Dabei sah das Ganze eher nach einer Geheim­dienst­ope­ration aus, und Theresa May selbst geriet unter Ver­dacht, denn im Falle, dass es ein Stück des Secret Service war, konnte nur sie das ange­ordnet haben.
Die reflex­hafte Beschul­digung Russ­lands am neu­er­lichen Ver­gif­tungsfall und der Todesfall in Amesbury lassen das rus­sische Nowit­schok-Gru­sel­märchen restlos zur Farce ver­kommen. Schlimmer noch: Der Schuss geht nach hinten los:
Die bri­tische For­schungs­an­stalt Porton Down, wo an che­mi­schen Kampf­stoffen gear­beitet wird und auch die Proben des Giftes beim Fall Skripal unter­sucht wurden, liegt in abso­luter Nähe zu den beiden Orten Amesbury und Salisbury, an denen das Nowit­schok Men­schen ver­giftete. Porton Down ist ein Betrieb, in dem seit Jahr­zehnten nicht nur che­mie­waf­fen­fähige Gifte ent­wi­ckelt und getestet werden, sondern im Auftrag der USA auch Bio­waffen sowie töd­liche Viren.
Da nun auch der letzten Putzfrau auf der Insel langsam klar wird, dass die Ver­giftung des Pär­chens Sturgess und Rowley mit an Sicherheit gren­zender Wahr­schein­lichkeit nichts mit den Russen zu tun hat, und Porton Dawn nach­weislich mit Nowit­schok her­um­la­bo­riert, hat die Regierung May ein Problem.
Die Rede ist nun davon, dass ein Behälter, der das Gift für den Anschlag auf die Skripals ent­halten habe, und der danach „weg­ge­worfen“ wurde, von dem Paar Sturgess/Rowley zufällig berührt worden ist. Nun geht in der Region um Porton Down die Angst um. Die Bevöl­kerung ist alar­miert. Was liegt noch so alles mit Nowit­schok kon­ta­mi­niert in der Land­schaft herum?
Schon die Tat­sache, dass man jetzt erst erfährt, dass nebenan, in Porton Down Che­mie­waffen und vor allem Nowit­schok her­ge­stellt und getestet und mög­li­cher­weise in benutzten Behältern einfach irgendwo abge­stellt wird, sorgt für ver­haltene Panik. Ganz offen­sichtlich ist die Bevöl­kerung jahr­zehn­telang belogen worden. Experten reden davon, dass die gesamte Umgebung im Umkreis von 50 Kilo­metern eva­kuiert und abge­sucht werden müsse. Es sei nicht aus­zu­schließen, das noch andere Behälter oder kon­ta­mi­nierte Gegen­stände offen her­um­liegen. Das Pärchen Sturgess und Rowley sind offenbar reine Zufallsopfer.
Eine Steil­vorlage für Russland. Der Leiter der rus­si­schen OPCW-Dele­gation, Georgi Kala­manow fordert nun von London endlich Infor­ma­tionen zu den Vor­gängen und Auf­gaben des Chemie- und Bio­waf­fen­labors in Porton Down.
Die ganze Geheim­nis­krä­merei um den Bericht über die Skri­pa­l­affäre und die Wei­gerung Londons, Russland mit in die Auf­klärung des Falles Skripal mit ein­zu­be­ziehen stellte die Regierung Theresa May schon von Anfang an in ein schlechtes Licht. Viele sind der Meinung, die NATO Staaten seien dazu gezwungen worden, sich in der win­digen Nowit­schok-Affäre demons­trativ an die Seite Londons gegen Russland zu stellen.