Was die AfD von der FPÖ lernen kann

Vor einigen Jahren war ich mit einer kleinen Dele­gation der dama­ligen Jungen Alter­na­tiven der AfD zu „geheimen“ Stra­te­gie­ge­sprächen mit Spit­zen­po­li­tikern der FPÖ in Wien. Es waren sehr auf­schluss­reiche Gespräche, die den Weg der FPÖ aus dem Keller in den rechten Rand der Mitte auf­zeigten, ohne die eigenen Prin­zipien zu verraten.

(Von Dieter Farwick, Bri­ga­de­ge­neral a.D. und Publizist) 

Neun Jahre nach dem Tod von Haider hat die FPÖ bei den Wahlen am 15. Oktober in Öster­reich ihr wich­tigstes Ziel erreicht: Ohne sie konnte keine robuste Regierung gebildet werden. Der Wahl­sieger Sebastian Kurz hat sich schnell ent­schieden, eine Koalition mit der FPÖ ein­zugehen. Beide kommen gemeinsam auf knapp 60 Prozent.

Nach den Gesprächen in Wien war für mich klar, dass die AfD nur dann mit­tel­fristig eine Chance haben würde, starken Ein­fluss auf die deutsche Politik zu nehmen – ob in der Regierung oder in der Oppo­sition -, wenn sie die Fun­da­men­tal­op­po­sition aufgibt und mit über­zeu­genden Per­sön­lich­keiten ein Wahl­er­gebnis anstrebt, das dem jet­zigen Ergebnis der FPÖ nahe kommen würde.Ver­nünftige Per­sön­lich­keiten haben es nicht geschafft, eine deut­liche Mehrheit in der AfD für diesen Kurs zu bekommen. So gibt es in der AfD zwei gegen­sätz­liche Strö­mungen, die mehr gegen­ein­ander als mit­ein­ander arbeiten.

Wie lange der jetzige „ Waf­fen­still­stand“ hält, ist offen. Es gibt in der AfD Per­sön­lich­keiten, die stark genug wären, die AfD auf einen Kurs ein­zu­schwören, die den Spagat schafft zwi­schen einer „klaren Kante“ und der Aus­sicht auf grö­ßeren Erfolg durch Stim­men­gewinn in der rechten Mitte und bei Nicht­wählern durch das Auf­zeigen kon­struk­tiver poli­ti­scher Alternativen.

Die AfD ist mehr als die Bun­des­tags­fraktion und die Landtagsfraktionen.

Ihre Führung muss das Ganze vor seinen Teilen sehen. Sie kann sich darauf ver­lassen, dass eine geschwächte Vier-Par­teien-Koalition – so sie über­haupt zu Stande kommt – in der nächsten Legis­la­tur­pe­riode genügend Angriffs­flächen zeigen wird, um bis 2021 genügend Punkte zu sammeln, um dann deutlich über 20 Prozent zu kommen. Bei weiter schwä­chelnden „Alt­par­teien“ könnte die AfD zumindest eine Art „ Sperr­mi­no­rität“ erzielen.

Eine solch kluge Stra­tegie ist kein Verrat an Grund­sätzen und Prin­zipien. „Oppo­sition ist Mist“ erkannte schon vor Jahren Franz Müntefering.

Man sollte die FPÖ als Vorbild nehmen.

via conservo.wordpress.com