
Ein fast undurchdringlicher innerer Parteizirkel bestimmt, wer Zugang zu Ämtern, Mandaten und Gremien bekommt
Gerade einmal 1,3 Millionen Menschen sind hierzulande Mitglied einer politischen Partei. Ein Bruchteil von ihnen betätigt sich aktiv, kandidiert für kommunale und überregionale Parlamente oder arbeitet in offiziellen Parteifunktionen mit. Ein noch viel kleinerer Teil steuert alles, was in diesem Land politisch passiert. So kann Demokratie nicht funktionieren. Wer dies bemängelt, muss sich entgegnen lassen, er solle einer Partei beitreten, nur dort könne man Demokratie aktiv gestalten. Ein gerne genommenes Totschlagargument, das an der Realität allerdings vorbeigeht. Die sieht nämlich so aus, dass ein fast undurchdringlicher innerer Zirkel weniger hochrangiger Parteifunktionäre bestimmt, wer Zugang zu Ämtern, Mandaten und Gremien bekommt. Zwar entscheiden offiziell Mitgliederversammlungen über die Besetzung von Positionen und Wahllisten, doch haben die Parteifürsten in aller Regel zuvor dafür gesorgt, dass ihnen genehme oder zumindest ungefährliche Kandidaten gekürt werden. Ähnlich verhält es sich 
Ab 2021 reicht bereits eine Legislaturperiode aus, um als Volksvertreter bis zu einer Dreiviertelmillion Euro einzustreichen
Immer geht es um Macht. Vor allem in der Berufspolitik, in der die Existenz vieler Mandatsträger vom Parteienstaat abhängt. Aber auch jene Parteivordere, die ihre Schäfchen bereits im Trockenen haben, denken vielfach nur noch in Machterhaltungskategorien. Politische Prinzipien und klare Überzeugungen stören da nur. Lästige Diätendiskussionen erst recht. Und so haben die Parteien längst dafür gesorgt, dass ihre Berufsparlamentarier per Steigerungsautomatik entlohnt werden. Auch die Basissätze für die Parteienfinanzierung wurden angehoben und die Regularien angepasst, um lästige neue Mitbewerber abzuwehren. Nun soll die Ausdehnung der Wahlperiode den Bundestag länger gegen den Wählerwillen immun machen. Parteiübergreifend herrscht Einigkeit, das Projekt zügig angehen zu wollen. Wer ab 2021 ins höchste deutsche Parlament gewählt wird, darf sich fünf Jahre lang über mehr als € 10.000 pro Monat freuen – künftige Steigerungen noch nicht eingerechnet. Da reicht bereits eine Legislaturperiode aus, um als Volksvertreter bis zu einer Dreiviertelmillion Euro einzustreichen. Dafür brauchen viele der Vertretenen ein ganzes Berufsleben. Zusätzlich verschaffen sich die Bundestagparteien immer mehr Abgeordnetenplätze, indem verfassungsrechtlich dringend angemahnte Reformen zur Eindämmung der Überhang- und Ausgleichsmandate auf die lange Bank geschoben werden. Schon jetzt ist absehbar, dass der kommende Bundestag der größte sein wird, den es jemals gab. Der Parteienstaat ist außer Kontrolle geraten. Wir Bürger haben zu lange zugeschaut.
Ramin Peymani / peymani.de

























