Schluß mit dem Lügen­theater! Neu­wahlen jetzt!

Angeblich hat der „Ver­zicht“ von Martin Schulz auf das Amt des Außen­mi­nisters ganz Deutschland in die Krise gestürzt. Jeden­falls behauptet das der ZDF-Kom­men­tator Wulf Schmiese. Das Duell Gabriel – Schulz um die fetten Pfründe könnte das Zustan­de­kommen der Großen Koalition gefährden.
Das wäre nicht die Krise, sondern die große Chance, endlich ein Politik-Per­sonal los­zu­werden, das, wie Gabriel und Schulz beweisen, längst nur noch für die eigenen Inter­essen kämpft.
Um Schulz, den „glü­henden Europäer“ ist es nicht schade. Er hat sich im Euro­päi­schen Par­lament eine mil­lio­nen­schwere Nase ver­dient, indem er Sit­zungs­gelder auch für die Tage abrechnete, an denen er nicht in Brüssel oder Straßburg war. Klar, wer es gelernt hat, den Poli­tik­be­trieb als Selbst­be­die­nungs­laden zu nutzen, möchte gern mehr davon.
Sigmar Gabriel ist keinen Deut besser. Als er noch Wirt­schafts­mi­nister war, hat er Kanz­lerin Merkel im stern ein ver­nich­tendes Zeugnis aus­ge­stellt. Der einzig glaub­würdige Schritt danach wäre gewesen, aus dieser Regierung aus­zu­treten. Statt dessen beför­derte er sich zum Außen­mi­nister und ließ sich von Schulz, den er selbst­herrlich zum Par­tei­vor­sit­zenden und damit Kanz­ler­kan­di­daten ausrief, in die Hand ver­sprechen, dass er in der nächsten GroKo den pres­ti­ge­träch­tigen Posten behalten dürfe. Dass dieses Ver­sprechen auch gelten würde, nachdem er sich im Wahl­kampf immer mal wieder als Hecken­schütze gegen Schulz betä­tigte, konnte Gabriel nicht wirklich annehmen. Aber Stoff für eine Intrige war es allemal.
Das Ermu­ti­gende am Abgang von Schulz ist, dass die SPD-Basis ihm seinen Wort­bruch, nicht ins Kabinett Merkel ein­treten zu wollen, nicht durch­gehen ließ.
Mit Schulz fiel der Erste aus dem trio infernale, das die Koali­ti­ons­ver­hand­lungen leitete.
Wenn es in der Politik gerecht zuginge, müsste ihm Horst See­hofer, im Volksmund Dreh­hofer genannt, auf dem Fuße folgen. Passt-scho-See­hofer ist dafür ver­ant­wortlich, dass es im Koali­ti­ons­vertrag eine angeb­liche „Ober­grenze“ gibt, die kein Hin­dernis für die weitere unge­bremste Zuwan­derung ist. Er kommt damit nur durch, weil die Medien mit­spielen und ver­breiten, die CSU hätte sich mit ihrer „harten Linie“ durch­ge­setzt. Aber neben den „nur“ 180 000 – 220 000 „Flücht­lingen“, die angeblich ab sofort nur noch zu uns kommen dürften, beendet der Koali­ti­ons­vertrag nicht den Miss­brauch des Asyl­ge­setzes als Ein­wan­de­rungs­ve­hikel. Er stellt auch nicht die Rechts­staat­lichkeit, die von Kanz­lerin Merkel 2015 außer Kraft gesetzt wurde, wieder her. Statt die chao­tische Ein­wan­derung zu stoppen, weil unsere rechts­staat­lichen Insti­tu­tionen immer noch mit der Mas­sen­ein­wan­derung von 2015/2016 über­fordert sind, soll sie lediglich „geordnet“ und „gesteuert“ werden. Als erste der drei ver­trags­schlie­ßenden Par­teien hat die CSU dem Koali­ti­ons­vertrag bereits zuge­stimmt, in der Hoffnung, dass die bay­ri­schen Wähler den Betrug nicht mitbekommen.
Mit Wider­spruch in der CDU hat schon niemand mehr gerechnet, weil die Partei von ihrer Vor­sit­zenden bereits gna­denlos ent­kernt wurde. Nun gab es aber doch einen „Zwer­gen­auf­stand“, wenn auch lange nicht in dem Umfang, wie ihn der Juso-Vor­sit­zende Kevin Kühnert in der SPD ange­zettelt hat. Aber immerhin brodelt es an der Basis. Aus­löser ist die Aufgabe des Finanzministeriums.
Angeblich sollen die SPD-Ver­handler in der „Nacht des langen Schweigens“, wie sie in manchen Medien bezeichnet wurde, die Union mit der For­derung nach drei Schlüs­sel­mi­nis­terien erpresst haben. Sie brauchten das, um ihre Mit­glieder zur Zustimmung zu den Ver­ein­ba­rungen bewegen zu können. Warum die SPD-Basis weniger an Inhalten und Fest­le­gungen für viele und mehr an den Pfründen für wenige inter­es­siert sein sollte, wird im gänzlich abge­ho­benen Poli­tik­be­trieb nicht gefragt.
Wir ver­danken die Story von der Nacht des Schweigens übrigens Horst See­hofer, der sie detail­reich an Bild ver­kaufte. Während des stun­den­langen Schweigens am Ver­hand­lungs­tisch hätte er Orangen oder Man­da­rinen geschält, um wenigstens etwas zu tun. Am Ende wäre man „zur Ver­nunft“ gekommen und die Union hätte nach­ge­geben. Natürlich unter unend­lichen „Schmerzen“. Aber erleidet man nicht alles für das Land, das angeblich nichts so sehr wünscht, wie eine „stabile“ Regierung aus Union und SPD? Zwar lehnen inzwi­schen weit über 60% der Wähler eine dritte GroKo ab, aber das nehmen die Koali­tionäre einfach nicht zur Kenntnis.
Nun konnten wir in der FAZ lesen („CDU: Wut – SPD: Streit“ von Holger Steltzner), dass Merkel das Finanz­mi­nis­terium bereits in den Son­die­rungs­ge­sprächen der SPD zugesagt hatte, ebenso das Außenamt. Da scheint dem Publikum von See­hofer via Bild eine Schmie­ren­story ver­kauft worden zu sein. Bot­schaft: Wir haben selbst gegen eisernes Schweigen gekämpft und haben zum Wohle des Landes die Ver­nunft siegen lassen. See­hofer ist allein schon wegen dieser Story untragbar. Man kann sich aber zusätzlich noch an das erinnern, was er in der Ver­gan­genheit über Merkel und die unge­setz­liche Grenz­öffnung gesagt und Kon­se­quenzen ange­droht hat, die freilich nie gezogen wurden. Als der Ver­fas­sungs­rechtler Udo di Fabio in seinem von der See­hofer-Regierung in Auftrag gege­benen Gut­achten nach juris­ti­scher Prüfung der aktu­ellen Migra­ti­ons­krise zu dem erschüt­ternden Befund kam, dass die Bun­des­re­gierung mit ihrer Wei­gerung, die Lan­des­grenzen umfassend zu kon­trol­lieren, ein­deutig Ver­fas­sungs­recht bricht, wurde es schnell im Papierkorb versenkt.
Nun wird See­hofer Innen­mi­nister in einer Regierung, die diesen Ver­fas­sungs­bruch fort­setzen will. Er ist damit ebenso unglaub­würdig wie Schulz.
Kanz­lerin Merkel hat aller Welt deutlich gemacht, dass sie lediglich an der Erhaltung ihrer Macht inter­es­siert ist. Das Land inter­es­siert sie nicht, die Folgen ihrer „Flücht­lings­po­litik“ inter­es­sieren sie nicht („Ist mir egal, ob ich schuld am Zustrom der Flücht­linge bin, nun sind sie halt da.“), die Partei inter­es­siert sie schon gar nicht, oder nur insofern, als sie auf einen Kanz­ler­wahl­verein nicht ver­zichten kann. In Ewald Königs Buch „Merkels Welt zur Wen­dezeit“ kann man seit Jahren nach­lesen, wie sehr Merkel die CDU ver­achtet. Die CDU-Mit­glieder haben das leider nie zur Kenntnis genommen.
Wie viele Illu­sionen sich die CDUler immer noch über ihre Vor­sit­zende machen, zeigen die zag­haften Auf­for­de­rungen, doch bitte, bitte die Zeichen der Zeit zu erkennen und für eine Nach­folge zu sorgen. Das wird Merkel nie frei­willig tun. Die CDU-Basis müsste schon ein Viel­faches des Druckes erzeugen, den die SPD-Basis auf Schulz gemacht hat. Aber solange sich CDU-Granden finden, die sich für die Kanz­lerin stark machen, wird die Basis nicht gehört werden. Immerhin sieht sich Merkel gezwungen, ein Interview zu geben. Morgen dürfen wir im ZDF ihren Ant­worten auf die mut­maßlich vor­ge­ge­benen Fragen lau­schen. Sie wird uns dann erklären, dass die Hand­schrift der Union doch deutlich im Koali­ti­ons­vertrag zu erkennen sei. Sie wird damit nur ihre eigene Hand­schrift meinen, die Hand­schrift bedin­gungs­losen Machtwillens.
Noch nie sind die Bürger unseres Landes so belogen und betrogen worden. Dazu gehört auch das in der letzten Ver­hand­lungs­nacht von den Unter­händlern gezielt gestreute Gerücht, die Ver­hand­lungen stünden kurz vor dem Abbruch, nur um der jewei­ligen Basis die Kom­pro­misse annehm­barer zu machen.
Wenn diese Koalition zustande kommt, ist sie auf Lug und Trug gebaut. Das ist alles andere als gut für unser Land und unsere Zukunft.
Es gibt nur einen Ausweg: Neu­wahlen ohne wenn und aber! Dafür sollten sich alle, denen Deutschland nicht egal ist, ab sofort mit ganzer Kraft einsetzen! 

 
Vera Lengsfeld — vera-lengsfeld.de